News Internationale Resonanz für Lustenaus „Philosophieren mit Kindern“ 12. Dezember 2017

Philosophieren mit Kindern „Wir sind auch alle ein bisschen anders, weil wir nur so voneinander lernen können“: Philosophie ist keine Frage des Alters.

Seit 2010 bietet die Marktgemeinde Lustenau in den Volks- und Mittelschulen einen Rahmen für das unkonventionelle „Philosophieren mit Kindern.“ Nachdenken und Sprechen über das Leben ist keine Frage des Alters, wie die jungen Philosophinnen und Philosophen immer wieder eindrücklich zeigen. Internationale Resonanz fand das Leuchtturmprojekt jüngst auch im renommierten deutschen „Philosophie Magazin“.

Jeder hat das Recht, dass ihm zugehört wird

PorträtMariaRüdisser_Orientierungstage_MarlenaKönig Kinderphilosophin Maria Rüdisser begleitet das Leuchtturmprojekt.

Wenn man eine Schulklasse in Lustenau besucht, ist es gut möglich, dass man sie im Kreis sitzend antrifft. Eine Frage, die einem Kind wichtig ist, wird besprochen. Das Kind, mit einem Wollball in der Hand, hat Zeit, seine Gedanken auszuformulieren, während ihm die anderen gespannt zuhören. Erst wenn das Kind fertig ist, wirft es den Ball weiter. Erörtert werden Fragen wie zB „Wo hört der Himmel auf und wo fängt er an? Sieht man seine Verstorbenen wieder? Warum bin ich ein Bub? Warum bin ich ein Mädchen?“ „Die Kinder beziehen sich in den Fragen und Äußerungen aufeinander und spinnen ihre Gedanken gemeinsam weiter. Kurz: Sie philosophieren“, berichtet Mag. Maria Rüdisser, die das Projekt im Auftrag der Gemeinde Lustenau anleitet. Sie greift auf die Technik des „Philosophieren für Kinder“-Dozenten Thomas E. Jackson zurück. Zwei einfache Regeln werden dabei befolgt: „Es darf niemand ausgelacht werden, was auch immer sie oder er äußert und „Jeder hat das Recht darauf, dass ihm zugehört wird.

Drei Volksschulen und zwei Mittelschulen beteiligt

Vor acht Jahren ist Rüdisser das erste Mal in eine Lustenauer Schule gekommen und hat das Philosophieren an vier Lehrerinnen und deren SchülerInnen weitergegeben. Mittlerweile sind drei Volksschulen und zwei Mittelschulen beteiligt, von Rüdisser regelmäßig begleitet und unterstützt. Das Thema ist im Schuljahr fest verankert: So findet jedes Halbjahr das dreitägige Seminar „Gemeinsam Denken. Einführung ins Philosophieren mit Kindern" statt, an dem Pädagoglnnen aus den Bereichen Kindergarten, Volksschule, Mittelschule, Sonderpädagogisches Zentrum und Vereinen für Kinder und Jugendliche teilnehmen. Aus den Veranstaltungen und den Klassenbesuchen resultieren viele Gespräche, die die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen miteinander führen, man gibt den freien Gedanken und der friedlichen Kommunikation ihren Raum.

Staunen, Zweifeln und betroffen Sein

„Kinder haben einen unverfälschten Blick auf Wesentliches. Ihr wahrhaftiges Staunen über Dinge, ihre Betroffenheit und eine oft blitzartige Erkenntnis beeindrucken uns Erwachsene besonders. Ihren Fragen und Diskussionen Raum zu geben, ist uns im Rahmen einer ganzheitlichen Bildung ein Anliegen“, erläutert Bürgermeister Kurt Fischer bei einem Besuch in der Volksschule Rheindorf, wo „Philosophieren für Kinder“ in Lustenau mit Erfolg durchgeführt wird. „Es ist für alle beeindruckend zu sehen, mit welcher Ernsthaftigkeit und vor allem mit welch großer Freude sich die jungen Philosophinnen und Philosophen auf die Themen einlassen“, schildert eine beteiligte Lehrerin. Sie nimmt beim Philosophieren die Rolle eines Moderators ein und unterstützt die SchülerInnen bei ihrer Suche nach Antworten, ohne inhaltlich zu leiten.

"Im Anfang ist das Staunen", Artikel im aktuellen Philosophie Magazin

Über Lustenaus "Philosophieren mit Kindern" von Dominic Erhard, in: „Philosophie Magazin. Ausgabe Dezember 2017/Januar 2018, Seite 52ff. Leseprobe auf den Seiten 14/15

Beachtetes Leuchtturmprojekt

Bis dato wurde das Philosophieren mit Kindern an drei Lustenauer Volksschulen und zwei Mittelschulen eingeführt. Die PädagogInnen werden von Frau Mag. Rüdisser regelmäßig begleitet und unterstützt. Es gelingt ihr immer wieder, die Teams an den Schulen für das Philosophieren zu begeistern und diese in der Arbeit mit den Schülerlnnen so zu unterstützen, dass es Teil des Unterrichts und selbstständig durchgeführt werden kann. Mag. Maria Rüdisser studierte Philosophieren mit Kindern in Innsbruck und Hawaii (USA). Seit 2006 praktiziert sie in Vorarlberg und unterrichtet an der Pädagoischen Hochschule Thurgau (CH).