News Ausstellung SALE ON-SITE in der Galerie Hollenstein in Kooperation mit dem Druckwerk 22. November 2016

Aufbau Julian Hagen

Als letzte Ausstellung in diesem Jahr eröffnet am 24. November mit SALE ON-SITE (dt. „Vor-Ort-Verkauf“) in der Galerie Hollenstein eine ganz besondere Retrospektive: Dieses Mal wird der Raum selbst zum Thema einer Ausstellung, die aus Erfahrungen und mit Beiträgen von elf Künstlerinnen und Künstlern entwickelt wurde. 

Unterschiedlichste Stimmen kommen zu Wort

Elf geladene Künstlerinnen und Künstler , die auf unterschiedlichste Weise mit der Galerie verbunden sind, haben in Gesprächen mit Claudia Voit ihre eigene Arbeit im und für den Ausstellungsraum Revue passieren lassen. In enger Kooperation mit dem Druckwerk Lustenau hat Julian Hagen ein Konzept dafür erarbeitet und umgesetzt, wie Zitate aus diesen Gesprächen für die Ausstellung im Raum sichtbar werden: Mittels Siebdruckverfahren werden Statements zum Raum, zu seiner Geschichte und Architektur direkt auf den Teppichboden in der Galerie gedruckt – das Ergebnis ist eine spektakulär aussehende, begehbare Erzählung, in der die unterschiedlichsten Stimmen zu Wort kommen.

„Geschichten sichtbar machen, die schon da sind.“

Hintergrund für diese ungewöhnliche Ausstellung ist der Wunsch, eine inhaltliche und auch räumliche Standortbestimmung der Galerie zu erarbeiten: „Dieses Mal wird keine neue Geschichte geschrieben, sondern werden diejenigen Geschichten erzählt, die schon da sind und sich über Jahrzehnte in den Raum eingeschrieben haben“, skizziert Galerieleiterin Claudia Voit die Idee. Von einer ganzen Reihe von Künstlerinnen und Künstlern hat sie sich deren persönliche Geschichte mit dem Raum erzählen lassen. Dabei spielten die Architektur des Raums, seine Historie, aber auch einfache Arbeitsabläufe und Bedingungen für das Ausstellen eine Rolle: „Vielleicht hat vieles sogar hier angefangen!“, beschreibt der Bildhauer Albrecht Zauner rückblickend die hohe Relevanz seiner Ausstellung in der Galerie für sein weiteres Arbeiten. Aber auch kritische Stimmen kommen zu Wort, wenn beispielsweise Claudia Larcher zitiert wird: „Will ich das wirklich, in einem Raum ausstellen, der nach einer Frau benannt ist, die überzeugter Nazi war?“

Lustenauer Gestalter in Wien

Sale on Site Beim Aufbau zur Ausstellung „SALE ON-SITE“.

Für die Aufgabe, Auszüge aus diesen Gesprächen im Raum sichtbar werden zu lassen, hat Claudia Voit den Grafiker und Gestalter Julian Hagen, gebürtiger Lustenauer, der nach einem Studium in Amsterdam seit vielen Jahren in Wien lebt und arbeitet, zu Hilfe geholt. Den Begriff des „Einschreibens“ hat er wörtlich genommen und daraus seine Idee entwickelt, mittels Siebdruck-Verfahren ausgewählte Statements aus diesen Gesprächen direkt im Raum auf den Teppichboden zu drucken. Ein aufwändiges Verfahren, das mit Hilfe eines Modells in Wien akribisch vorbereitet wurde und in Lustenau mit Hilfe von Christine Katscher, Pirmin und Severin Hagen vom Druckwerk Lustenau und mit einer Reihe von freiwilligen Helferinnen und Helfern realisiert wurde: „Von Anfang an waren da die Fragen: Geht das überhaupt? Geht das durch? Geht das raus?“, beschreibt Julian Hagen den Prozess. 

SALE ON-SITE: ein ortsspezifischer Kunst-Räumungsverkauf

Alle elf teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler haben zudem jeweils eine Edition realisiert, die extra für die Ausstellung produziert und vor Ort und während der Ausstellung erhältlich sein wird. Jede Arbeit bezieht sich aus ganz persönlicher Sicht auf den Ausstellungsraum und seine Geschichte, keine Arbeit kostet dabei mehr als 280.- EUR. Zum Spezialpreis können die Besucherinnen und Besucher damit eine hochwertige Arbeit von Vorarlberger Künstlerinnen und Künstlern erwerben, die in der Vergangenheit die Ausstellungsgeschichte von Lustenau maßgeblich geprägt und die ihre künstlerische Arbeit teilweise hier weiterentwickelt und konkretisiert haben. Ein Stück Ausstellungsgeschichte zum Mitnehmen.

Rahmenprogramm mit Live-Gesprächen und Führungen

Ergänzt wird die Ausstellung um eine Reihe von Live-Gesprächen, die unterschiedliche Akteurinnen und Akteure aus Gegenwart und Vergangenheit der Galerie Hollenstein zusammen bringen, um die wichtigsten Diskussionen um den Raum vor und mit Publikum zu diskutieren. Vor allem drei große Themenfelder sind es, die die Gespräche im Vorfeld wie ein roter Faden durchzogen und denen deshalb jeweils ein Abend gewidmet wird: Die organisatorisch-strukturelle Anbindung der Galerie an die Marktgemeinde Lustenau, die als Dienststelle geführt im Spannungsfeld von politisch-repräsentativen und kritisch-hinterfragenden Selbst- und Fremdzuschreibungen steht; die historisch bedingte enge Verknüpfung mit der Person und Biografie Stephanie Hollensteins, die sich immer noch im Namen der Galerie manifestiert und für viele Künstlerinnen und Künstler Anlass für eine kritische Auseinandersetzung war und ist; und Standort und Architektur der Galerieräume, die seit ihrer Eröffnung 1971 im Originalzustand erhalten wurden, während sich die Gemeindeentwicklung im Umfeld (zuletzt durch die Auflösung des Stickereimuseums), aber auch die Anforderungen für die Präsentation aktueller Kunst erheblich verändert haben. Bei drei Terminen im November und Dezember werden diese Themen besprochen, im Anschluss gibt es jeweils die Möglichkeit, sich bei einem Getränk auszutauschen.

Mit SALE ON-SITE findet in der Galerie Hollenstein eine ungewöhnliche, aber wichtige Ausstellung statt, die den Blick auf zentrale Diskussionsfelder in und um den Raum sowie die Sammlung schärfen wird – und damit Ausgangspunkt für eine zukünftige Positionierung werden kann.

Ausstellung „SALE ON-SITE“

Eine Retrospektive mit Beiträgen von Bella Angora, tat ort (Berlinger/Fiel), Bernhard Buhmann, Marbod Fritsch, Franz Gassner, Severin Hagen, Gerhard Klocker, Claudia Larcher/Liddy Scheffknecht und Albrecht Zauner/Florian Gerer sowie einem Ausstellungsdisplay von Julian Hagen. 

Dauer: 25. November bis 23. Dezember

Eröffnung: 24. November, 19:00 Uhr

Termine

Donnerstag, 24. November, 19 Uhr:
Eröffnung mit Talk "Zwischen Repräsentation und Kritik: Zur Galerie als Dienststelle der Marktgemeinde" mit Peter Niedermair (Landeskulturbeirat), Daniel Steinhofer (Kulturreferent Lustenau) und Severin Hagen (Druckwerk Lustenau) im Gespräch mit Claudia Voit
Donnerstag, 1. Dezember
18 Uhr: Kuratorenführung durch die Ausstellung

19 Uhr: "Zur Galerie und ihrem Erbe: Stephanie Hollenstein und die Sammlung" mit Claudia Larcher (Künstlerin), Willi Oberfrank (ehemaliger Leiter Galerie Hollenstein) und Liddy Scheffknecht (Künstlerin) im Gespräch mit Claudia Voit

Donnerstag, 22. Dezember
18 Uhr: Kuratorenführung durch die Ausstellung
19 Uhr: "Zur Architektur der Galerie und einer Aktualisierung" mit Reinhard Drexel (Architekturbüro Drexel), Wolfgang Fiel (Architekt und Künstler) und Bernhard Kathrein (Gemeindeplanung Lustenau) im Gespräch mit Claudia Voit