News Bühne frei für Momo 27. Oktober 2016

Marionettentheater

Kaum einer würde meinen, dass in der Gemeinde Lustenau das einzige Marionettentheater Vorarlbergs beheimatet ist und somit als Verein an sich eine Besonderheit darstellt. Die „hölzernen Schauspieler an Fäden“, geführt von den rund 15 Vereinsmitgliedern, werden an den kommenden zwei Wochenenden Michael Endes Märchenroman „Momo“ zur Aufführung bringen. 

Marionettentheater In vielen Proben wird den Puppen durch die Hände der SpielerInnen Leben eingehaucht.

„Eohr dürind nid deäwa ommazappla, wänn d‘ Momo vor üh stôht! Liebr gad uonni Hand bewego, deich luogat viel, viel bessr uus!“ Wenn diese Worte von Obfrau und Regisseurin Edith Hämmerle durch das Musikheim schallen, dann befinden sich die Vereinsmitglieder in der heißen Probephase kurz vor der Premiere ihres neuen Stücks. Von Aufregung und Lampenfieber noch keine Spur, führen die Puppenspielerinnern die Haupt- und Nebendarsteller an den seidenen Fäden gekonnt über die Marionettenbühne. „Abr suus bien i rôôß zfrieda mit üh!“, hört man Edith weiter sprechen und hinter den Kulissen erfolgt sogleich ein Aufatmen und das eine oder andere erleichterte Schmunzeln. 

Langer Weg bis zur Aufführung

Marionettentheater In liebevoller Handarbeit wird jede einzelne Puppe in zahlreichen Arbeitsstunden angefertigt.

Alle zwei Jahre bekommen Marionettenfreunde ein neues Theaterstück des Vereins zu sehen. Mehr geht nicht, denn zu groß sind die Vorbereitungen, welche die Erarbeitung eines neuen Stücks mit sich bringen: Von der Auswahl des Spielstücks und das Schreiben der Theaterfassung, über die Aufnahme der Sprecher bis hin zu der Herstellung der Puppen, die in detaillierter Kleinst- und Handarbeit angefertigt werden. „Alte“ Puppen werden für ein neues Stück nicht etwa umgemodelt, nein, jeder einzelne kleine Bühnendarsteller wird von Kopf bis Fuß neu erschaffen. Dabei üben sich die Vereinsmitglieder nicht nur in der Modellage der Puppenköpfe, sondern auch im Schleifen, Schnitzen, Bohren, Bemalen und Zusammenfügen der Einzelteile. Wird die fertige Marionette dann noch „typgerecht“ eingekleidet und „aufgehängt“ (so nennt man das Befestigen der Puppe an den Fäden), so ist ein kleines neues Menschlein für den Auftritt auf der Marionettenbühne geboren! Es folgen Bühnenbilder und Requisiten, alle den Szenen und Akten entsprechend angefertigt und schlussendlich geht es los mit den Proben. Dieses Jahr für das Märchen „Momo“ von Michael Ende. 

Von der gestohlenen Zeit

Zum Inhalt: „Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Die Zeit. Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen. Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen”, schrieb einst Michael Ende. Zu Beginn ist es die Beschreibung der Gabe des Zuhörens, die Momo besitzt. Sie schenkt jedem ihre volle Aufmerksamkeit. Aus der Idylle wird aber schon bald das Grauen. Nicht umsonst sind es die „grauen Herren“, die den Menschen ihren Lebenssaft, die Zeit, rauben. Märchen enden gut, so lautet die Regel und so ist es auch hier: Die grauen Herren werden schlussendlich von Momo besiegt und die Zeit kehrt zurück in die Herzen aller Menschen. 

Die Puppen zum Leben erwecken

Liebevoll umgesetzt bis ins kleinste Detail hat jeder hölzerne Schauspieler seinen ganz eigenen Charakter: Die hilfsbereite kleine Momo, in Flickenkleidchen und übergroße Jacke gehüllt, die grauen Herren mit ihren braunen Zigärrchen wirken kalt und unnahbar. Beppo Straßenkehrer, Momos Freund, Meister Hora, der Hüter der Zeit und der Stundenblumen, bedächtig und weise. Und nicht zu vergessen Kassiopeia, Meister Horas Schildkröte, von Puppenspielerin Edith Bösch in wahrer Schildkrötenmanier, langsam und etwas umständlich, über die Bühne geführt. Während der Aufführung scheint sie auf den ersten Blick kaum von einer echten Schildkröte zu unterscheiden! All diese Puppen werden jedoch erst durch die Hände der Spielerinnen zum Leben erweckt. 

Faszination für Jung und Alt

„Karl, noch a klei meo Liecht dô, dänn passat as supr!“, gibt Regisseurin Edith die letzten Anweisungen an Karl Matheisl - übrigens der einzige Mann im Verein -, „ Schluss für hüt, guot hôndr‘s gmachat!“ heißt es dann um 22:10 Uhr. Die Premiere und weitere fünf Aufführungen können also kommen. Die Puppen werden bis zur Generalprobe fein säuberlich in Stoffsäcke verpackt, die Bühnenbilder zur Seite gestellt. Alles hat seine Ordnung, seinen Gang, jeder weiß wo er stehen muss um Requisiten und Puppen zu übernehmen, oder im Notfall schnell eingreifen zu können. Schließlich will man die Aufführungen gut über die Bühne bringen und – das ist das Wichtigste – ein Lächeln in die Gesichter der kleinen und auch großen Besucher zaubern! 

Bühne frei für Momo im Lustenauer Marionettentheater

Ein Stück von Michael Ende für Menschen ab 6 Jahren
Spielzeit: rund 80 Minuten (ohne Pause)

Termine

  • Samstag, 05. November, 14.00 und 16.30 Uhr
  • Sonntag, 06. November, 14.00 und 16.30 Uhr
  • Samstag, 12. November, 15.00 Uhr
  • Sonntag, 13. November, 15.00 Uhr

Im Vereinsheim des Musikverein Lustenau, Gänslestraße 26.
Kartentelefon: 0681/20458346 Reservierung empfohlen
Kinder: Euro 6 / Erwachsene Euro 9
Infos, Fotos und Video: Lustenauer Marionettentheater