News Den Kindern verpflichtet 22. Juni 2017

Ambulanter Familiendienst

Seit 30 Jahren unterstützt der Ambulante Familiendienst des Vorarlberger Kinderdorfs Familien, in denen der Alltag zur Zerreißprobe wird. Unter den Belastungen leiden die betroffenen Kinder am meisten. Sie wünschen sich vor allem, so zu leben wie andere Kinder auch. Das Team in Lustenau versucht, den Kreislauf von Armut, Erschöpfung, Entmutigung und fehlenden Chancen zu durchbrechen.

Wenn der Alltag zur Zerreißprobe wird

Es gibt viele Gründe, warum Familien die Unterstützung der Kinder- und Jugendhilfe benötigen. Sich trotz widriger Umstände über Wasser zu halten, bindet alle Ressourcen und führt oft zur sozialen Erschöpfung. „Die alltäglichen Bedürfnisse der Kinder, steigende materielle Anforderungen, fehlende Ausbildungen, der angespannte Arbeits- und Wohnungsmarkt, mangelnde gesellschaftliche Teilhabe und vieles mehr machen das Alltagsleben für Familien zur Zerreißprobe“, berichten Alice Hagen-Canaval, Leiterin des Ambulanten Familiendienstes und Maria Feurstein, Leiterin der ifs Familienarbeit. Dieser Erschöpfung und Entmutigung von Familien begegnen sie mit unterstützenden und fördernden Maßnahmen durch Teams im ganzen Land.

Kostenlose und anonyme Erstberatung

Ein Regionalteam des Ambulanten Familiendienstes ist im Schützengarten, Lustenaus Treffpunkt für Soziales und Gesundheit, stationiert. Die acht MitarbeiterInnen dort betreuen Familien in Lustenau, Höchst, Gaißau und Hohenems. Sie sind PsycholgInnen, SozialarbeiterInnen, PädagogInnen teilweise mit psychotherapeutischer Zusatzausbildung. Die Unterstützung der Familien erfolgt im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe. Eine kostenlose und anonyme Erstberatung ist nach telefonischer Vereinbarung möglich.

Armut macht krank

Viele jener Familien, mit denen es die Teams des Ambulanten Familiendienstes zu tun haben, würden unter belastenden Bedingungen leben, weiß Alice Hagen-Canaval. Sie verweist auf die Ergebnisse einer internen Erhebung, in deren Rahmen Ende des Jahres 2016 bei 450 landesweit begleiteten Familien die Lebensumstände genauer betrachtet wurden. In knapp der Hälfte der Familien lebt nur ein Elternteil in der Familie. 21 Prozent der Eltern haben eine psychische Erkrankung, zehn Prozent eine Suchterkrankung. Bei über 17 Prozent der Familien leidet zumindest ein Familienmitglied an einer schweren körperlichen Erkrankung. 66 Prozent der Familien leben zum Teil oder ganz von Transferleistungen, bei Alleinerziehenden sind es sogar 84 Prozent. Finanzielle Rücklagen sind unter diesen Umständen nicht vorhanden; knapp 74 Prozent der Alleinerziehenden können sich beispielsweise eine unvorhergesehene Ausgabe in der Höhe von 500 Euro nicht leisten.

Kreisläufe der Erschöpfung durchbrechen

„Diese Bedingungen hindern das Fortkommen und die Weiterentwicklung von Kindern und ihren Eltern“, sind sich Alice Hagen-Canaval und Maria Feurstein einig. „In unserer Arbeit versuchen wir, den Kreislauf von Armut, Erschöpfung, Entmutigung und fehlenden Chancen zu durchbrechen. Wir setzen dort an, wo persönliche Ressourcen vorhanden sind – anders ist das Großziehen von Kindern unter widrigen Umständen nicht zu stemmen – und arbeiten gleichzeitig an der Verringerung von Gefährdungen. Im Mittelpunkt steht die Verbesserung von Lebensumständen für Kinder wie für ihre Eltern.“

Ambulanter Familiendienst Lustenau

Im Schützengarten, Schützengartenstraße 8
T: 05577 86423
afd.lu@voki.at