News „Frauen-Geschichte(n)“ – Geschichte und Geschichten von Frauenpersönlichkeiten in und aus Vorarlberg 2. Oktober 2017

Familie

Im Rahmen der Langen Nacht der Museen am 7. Oktober präsentiert der Arbeitskreis der Vorarlberger Kommunalarchive seine heurige Gemeinschaftsausstellung zum Thema „Frauen-Geschichte(n)“ in Bregenz im Magazin 4. Die verschiedenen Archive, darunter auch das Historische Archiv Lustenau, widmen sich den unterschiedlichsten Geschichten von Vorarlberger Frauen.

Die Themen sind dabei vielfältig. Präsentiert werden (fast) vergessene Lebensgeschichten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, aber auch Biografien von Künstlerinnen, Bürgermeistergattinnen, Harley-Fahrerinnen, Skirennläuferinnen bis hin zu Geburtshelferinnen und Unternehmerinnen. Das Historische Archiv Lustenau ist mit einem Beitrag über Josefa König, eine Lustenauer Auswanderin, vertreten. Die Ausstellung kann im Rahmen der Langen Nacht der Museen von 18 bis 1 Uhr besichtigt werden, stündlich von 18.30 bis 23.30 führen Archivarinnen und Archivare durch die Ausstellung.

Josy König – Eine Auswanderin aus Lustenau

Josefa König wurde als sechstes von insgesamt 13 Kindern am 16. Jänner 1904 geboren. Ihre Eltern waren Albert König und Kreszentia, geborene Pfeiffer, ihr Zuhause war in der Frühlingsstraße. Ihr um drei Jahre älterer Bruder Wilhelm wanderte bereits im Jahr 1923 in die USA aus. Er war von Beruf Maschinenschlosser und erwartete sich gute Verdienstmöglichkeiten, da immer mehr Stickmaschinen in den USA aufgestellt wurden. Eine regelrechte Vorarlberger Kolonie konzentrierte sich in Union City/New Jersey, wo sich seit den 1890er Jahren bevorzugt Auswanderer aus den Vorarlberger Stickereigemeinden Lustenau, Höchst und Wolfurt niederließen. Wilhelm war einer von circa 200 Lustenauer Auswanderern der Geburtenjahrgänge um 1900, der wohl wie die meisten anderen in der Auswanderung eine „Chance auf schnelle wirtschaftliche Verbesserung“ (Meinrad Pichler) sah.

Reise und Ankunft in den USA

Bremen Mit dem Turbinen-Schnelldampfer „Bremen“ reiste Josefa König 1930 nach New York. (Staatsarchiv Bremen)

Wilhelm war es dann auch, der an seine Schwester Josefa schrieb, ihr von den Möglichkeiten in den Staaten berichtete und ihr vorschlug, ihm nachzufolgen. Josefa König reiste schließlich am 22. Januar 1930, kurz nach ihrem 26. Geburtstag, mit dem Schiff „Bremen“ in der zweiten Klasse von Bremerhaven nach New York. In den Bremer Passagierlisten wurde ihr Name, Alter, Herkunft sowie ihr Beruf, den sie mit „Landarbeiterin“ angab, vermerkt.

Es ist anzunehmen, dass Josefa, die sich fortan „Josy“ nannte, zuerst bei ihrem Bruder unterkam. Relativ rasch nahm sie aber eine Stelle als Hausmädchen bei einer wohlhabenden Familie an. Bald nach ihrer Ankunft in den USA fuhr ihr Bruder nach Lustenau auf Heimatbesuch, er kehrte nicht mehr in die USA zurück. Ohne Sprachkenntnisse, familiären Rückhalt und mit einem Arbeitsplatz, an dem sie, wie ihr Neffe Otto Hämmerle erzählt, nicht sonderlich gut behandelt wurde, müssen ihr die Briefe und Postkarten aus der Heimat viel bedeutet haben.

Leben in den USA und der Kontakt in die Heimat

Josefas Leben sollte sich jedoch schon bald ändern. Sie lernte den gebürtigen Salzburger Hermann Buchner kennen und heiratete den um sieben Jahre jüngeren gelernten Gärtner. Buchner war zu jener Zeit in einem Altersheim tätig, gemeinsam bauten sie in den folgenden Jahren aus ihren Ersparnissen eine Pension in Stone Ridge auf, wo sie ein Haus gekauft hatten. Die Ehe blieb kinderlos.

Nach dem zweiten Weltkrieg erwies sich „Tante Josy“ als überaus großzügige Unterstützerin der Familie in Lustenau. Sie und ihr Mann schickten regelmäßig Liebesgabenpakete, die neben Lebensmitteln wie Kaffee, Zucker und Schokolade auch Seife, Stoffe und Kleidung enthielten. Ihr Neffe Otto Hämmerle berichtete im Interview von den ersten Blue Jeans, die er von seiner Tante bekommen hatte, aber auch von den Schwierigkeiten, herauszufinden, was die auf Englisch bedruckten Packungen enthielten. So wurde eine Tube Zahnpasta beispielsweise für eine Süßigkeit gehalten und von den Kindern gegessen.

Josefa König erkrankte in den 50er Jahren an Brustkrebs, worauf sie nach Vorarlberg zur Behandlung zurückkehrte. Sie starb in Lustenau am 13. Dezember 1954. Hermann Buchner heiratete in zweiter Ehe Josefas Nichte Lydia, aus der Ehe ging eine Tochter hervor.

Ausstellung „Frauen-Geschichte(n)“ – Geschichte und Geschichten von Frauenpersönlichkeiten in und aus Vorarlberg

Stadtarchiv Bregenz, Magazin 4, Bergmannstraße 6, 6900 Bregenz
Samstag, 7. Oktober 2017, 18 bis 1 Uhr
Führungen stündlich von 18.30 bis 23.30 Uhr
Mehr Informationen zur Langen Nacht der Museen: www.langenacht.orf.at