News Informations- und Gesprächsabend fand Anklang 1. März 2016

36 Kinder im Glaserweg

Wie berichtet hat das Land Vorarlberg am Glaserweg ein Gebäude, in dem früher eine Diskothek und ein Fitnessstudio eingerichtet waren, für die Unterbringung von Flüchtlingen in der Grundversorgung angemietet. 82 Menschen aus Kriegsgebieten in Syrien, Irak und Afghanistan haben zwischenzeitlich das Quartier bezogen. Der von Land und Gemeinde organisierte Informations- und Gesprächsabend im Reichshofsaal stieß auf großes Interesse.

Von ORS betreutes Quartier

Putzteilung im Glaserweg Das Putzen wird unter den Flüchtlingen nach Plan aufgeteilt.

Am 18. Februar konnten 82 asylwerbende Menschen das Quartier am Glaserweg beziehen. Es sind neun Familien mit insgesamt 58 Personen, darunter 36 Kinder. 24 Personen sind einzelne Männer. Die Flüchtlinge werden vom privaten Asyldienstleistungsservice ORS rund um die Uhr betreut.

Die Leiterin des Hauses, Andrea Fink, gab am Informationsabend Einblick in den Alltag im Quartier: Das Putzen wird unter den Bewohnern nach Plan aufgeteilt, den Eltern werden Spielplätze für die Kinder gezeigt, Verhaltensregeln in Lustenau erklärt, Einkaufsmöglichkeiten und tägliche Wege aufgezeigt, damit sich die Neuankömmlinge in ihrer neuen Umgebung zurechtfinden.

Verantwortliche für Fragen und Gespräch greifbar

Den gut 300 Lustenauerinnen und Lustenauern, die letzten Mittwoch in den Reichshofsaal gekommen waren, standen alle Verantwortlichen von Land, Gemeinde und betreuender Organisation für Fragen und Informationen zur Verfügung, allen voran Landesrat Erich Schwärzler und Hausherr Bürgermeister Kurt Fischer.

Dieser berichete in emotionalen Worten, wie es dank des großen Engagements vieler Bürger in den letzten Monaten in unserer Gemeinde bisher gelungen sei, die Herausforderung, die es durch die Aufnahme von Flüchtlingen gebe, gemeinsam zu meistern.

Keine einfachen Antworten bei schwierigen Fragen

Landesrat Erich Schwärzler Landesrat Erich Schwärzler und die Verantwortlichen informierten und beantworteten Fragen aus dem Publikum.

Der Bürgermeister erzählte von einer älteren Frau, die syrische Nachbarskinder in den Kindergarten begleitet, von Wanderausflügen mit Burschen und Männern aus dem Schützengarten, vom unermüdlichen ehrenamtlichen Sprachunterricht und vielen anderen Aktivitäten von Lustenauerinnen und Lustenauern mit Flüchtlingen.

Fischer sprach auch offen die Angst vor Überforderung bei Verantwortlichen und Bürgern an und forderte die Anwesenden auf, sich an die Gemeinde zu wenden, Fragen und Ängste offen anzusprechen: „Bitte kommt zu uns. Wir fühlen uns verantwortlich, deshalb ist uns eine offene Information wichtig. Wir müssen im Gespräch miteinander bleiben, auch wenn nicht alle dieselbe Meinung haben.“

Das Quartier am Glaserweg - da am Ortsrand gelegen – sei nicht ideal für die Integration der Menschen, da eine direkte Nachbarschaft und das örtliche Umfeld wesentlich zur guten Integration beitrage. Man sei deshalb froh über die Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch die ORS und werde sich um eine Integration bemühen.

Land kann Durchgriffsrecht des Bundes vermeiden

Gerd Neururer Mittelschuldirektor Gerd Neururer berichtete über den Alltag mit den Flüchtlingen an den Lustenauer Schulen.

Mag. Karl Fenkart vom Amt der Landesregierung ist für die Organisation von neuen Flüchtlingsquartieren zuständig. Auf der Suche nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten stehe das Land unter Druck, berichtete er. Man wisse, dass kleinere Wohneinheiten die beste Alternative seien, aber bei der jetzigen Zahl an Flüchtlingen müsse man auch auf weniger gut geeignete Quartiere wie das am Glaserweg zurückgreifen, damit die Menschen nicht in Zelten ihr Dasein fristen müssten.

Er erinnerte daran, dass Vorarlberg seine Unterbringungsquote zu 100 % erfülle. Dadurch habe man das Durchgriffsrecht des Bundes zur Unterbringung von Asylwerbern vermeiden können. In anderen Bundesländern, die die Quote bislang nicht erfüllt haben, zB in Salzburg, hat der Bund von diesem Recht Gebrauch machen müssen und Großquartiere in kleineren Gemeinden errichtet (zB In der 6000-Einwohner-Gemeinde Bergheim bei Salzburg, wo im März 400 Flüchtlinge in einem leerstehenden Firmengebäude untergebracht werden sollen).

In Vorarlberg gibt es viele leerstehende Wohnungen, damit diese mehr auf dem Wohnungsmarkt zum Vermieten angeboten werden, arbeitet man im Land an einem professionellen Leerstandsmanagement, der privaten Wohnungseigentümern einen geregelten Ablauf beim Vermieten garantiert.

Ehrenamtliches Netzwerk „Dô sin, LustenauerInnen helfen Flüchtlingen“

Durch den Abend führte die Flüchtlingskoordinatorin der Gemeinde Lustenau, Andrea Hollenstein. Sie berichtete vom ehrenamtlichen Netzwerk „Dô sin, LustenauerInnen helfen Flüchtlingen“ und gab Einlick in das Sachspendenmanagement, bei dem einmal monatlich brauchbare Haushaltsutensilien, Kleidung, Schuhe und Möbel abgegeben werden können.

Der nächste Termin ist Samstag, der 5. März, von 9.00 bis 11.00 Uhr, im Schützengarten, Lustenaus Treffpunkt für Soziales und Gesundheit. Besonders für die Neuankömmlinge sei man auch auf der Suche nach Menschen, die Zeit spenden möchten, so Andrea Hollenstein.

Konsens im Land bei Integrationsfragen

Bewohner am Glaserweg Sahid aus Afghanistan ist einer der Bewohner am Glaserweg und lernt fleißig Deutsch.

Landesrat Erich Schwärzler schloss die Ausführungen ab: Er berichtete vom einstimmigen Beschluss des Landes zum Integrationsleitbild. Dieses liefere die Grundsätze des Zusammenlebens auch beim Thema Flüchtlinge. Man lege im Land großen Wert auf Sicherheit und dass klare Spielregeln für das Zusammenleben herrschen.

Deshalb habe man im Land auch die Integrationsvereinbarung, die Flüchtlinge in Vorarlberg seit kurzem unterzeichnen müssen, gemeinsam erarbeitet und beschlossen. Wichtig sei auch die gute Kooperation mit den Gemeinden, so seien in 93 von 96 Gemeinden in Vorarlberg Flüchtlinge untergebracht.

Der Landesrat brachte die Vorstellungen der Landeshauptleute und der Bundesregierung von einer Verminderung der Aufnahmezahlen neuer Flüchtlinge ins Gespräch: „Ich sehe keine Möglichkeiten, dass Österreich soviele Flüchtlinge wie letztes Jahr aufnimmt, es gibt Grenzen und Begrenzungen im Bewältigbaren. Es braucht ein UNO-Mandat und Hilfsmaßnahmen vor Ort, um die Not der Menschen dort zu lindern.“

In offener Atmosphäre wurden anschließend Fragen der anwesenden Bürger und Bürgerinnen zum neuen Quartier und allgemein zum Thema Flüchtlinge beantwortet. Die Diskussionen wurden beim Ausklang im Foyer des Reichshofsaales noch fortgesetzt.