News Abschluss des Jahrhundertbauwerks 21. März 2017

Mühlefeld

Mit der Kanalisierung hat Lustenau vor über 50 Jahren ein Generationenprojekt eingeleitet, das heuer seinen geglückten Abschluss findet. Die enormen Investitionen, die jahrzehntelang den Löwenanteil des Lustenauer Budgets ausmachten, haben sich in jeder Hinsicht bezahlt gemacht. Nur so konnte man ein Bauverbot für Betriebe und private Bauleute vermeiden und die Lebensqualität in Lustenau nachhaltig verbessern. Das Megaprojekt wird am 2. April feierlich abgeschlossen. Die ganze Bevölkerung ist dazu eingeladen.

Ein unterirdisches Labyrinth

Unauffällig liegt die Kanalisation in Lustenaus Untergrund. Zu erkennen ist sie lediglich an den Gullys, durch die das Regenwasser abläuft und an den Kanaldeckeln, durch die die Rohre inspiziert, gereinigt und bei Bedarf repariert werden. Darunter jedoch verläuft ein 240 Kilometer langes Netz aus Abwasserkanälen und Schächten, die Leitungen für Gas, Trinkwasser, Strom und Telekommunikation kreuzen.

Komplexes Abwassersystem

Leitungen verlegt Beim Einbau der Kanalrohre wurden Leitungen für Strom, Gas und Telekommunikation gequert, verlegt und auch erneuert.

Spricht man in Lustenau von Kanälen, sind nicht nur die unterirdischen Ableitungen gemeint, die das Abwasser in freiem Gefälle und ohne Druck abführen. Oberirdisch begegnen uns auch Sonderbauten der modernen Abwasserführung: Fünf große Pumpwerke, 71 kleinere, drei Regenklärbecken, ein Hochwasserpumpwerk und ein Vakuumpumpwerk sind mitverantwortlich für den reibungslosen Ablauf des Abwassers. Dass in Lustenau praktisch alle diese Systeme der Abwasserbeseitigung zur Anwendung kommen, hat gute Gründe. Die zum Bauen ungünstigen Bodenverhältnisse verlangten aufwändige Fundierungen für große Teile des Kanalnetzes. Und erst Pumpwerke ermöglichten es, das Schmutzwasser trotz mangelnden Gefälles zur ARA Hofsteig zu leiten. Auch die für Lustenau typisch weitläufige Siedlungsstruktur erschwerte die Kanalarbeiten und verteuerte die Kosten.

Investitionen und Ausdauer machen Lustenau enkeltauglich

All diese Umstände ließen die Kanalisierung Lustenaus zu einem Generationenprojekt werden, das von der Gemeinde enorme Investitionen forderte. Der Bevölkerung verlangte der Kanalbau vor allem viel Geduld ab und einen nicht unerheblichen Beitrag für den Anschluss an das öffentliche Abwassernetz. Geld, das jedoch gut angelegt ist und Ausdauer, die sich bezahlt macht. Denn sauberes Wasser ist ein teurer Schatz, der für jetzt und die Zukunft bewahrt und geschützt gehört.

Kanalisation hat Ortsbild verändert

Grindelkanal1 Lustenaus Fließgewässer wurden sukzessive renaturiert, die Wasserqualität dadurch enorm verbessert.

Die Kanalisation hat Lustenaus Ortsbild wesentlich verändert, Straßenzüge bekamen im Zuge der Bauarbeiten ein neues Gesicht, Fußgänger und Radfahrer erhielten mehr Platz. Erhebliche Summen flossen auch in die Aufwertung und Renaturierung der Lustenauer Fließgewässer. "Ein solcher Kraftakt wie der Ausbau der Lustenauer Kanalisation wäre ohne das perfekte Zusammenspiel und den engagierten Einsatz der vielen Mitwirkenden auf Landes-, Bezirks- und Gemeindeebene, von Planern und Ausführenden nicht möglich gewesen. Ihnen gilt an dieser Stelle mein Dank und Respekt!“, freut sich Bürgermeister Kurt Fischer über den geglückten Abschluss.

Herausforderung für Planer und Ausführende

Projektleiter Heinz Fröwis von der Tiefbauabteilung ist seit 22 Jahren federführend am Ausbau der Kanalisation tätig. Er berichtet von den anspruchsvollen Vorgaben, die es zu bewältigen galt: „Die sehr schlechten Untergrundverhältnisse in Lustenau und das geringe Gefälle stellten uns Ingenieure vor große Herausforderungen. Wir arbeiteten mit aufwändigen Konstruktionen und waren ständig gefordert, neue Lösungen zu finden."

Damit es läuft: Kanalerhaltung und Reinigung

Kanalerhaltung Die Kanalerhaltung und -reinigung hält die Anlagen fit.

Jetzt sind alle 9.000 Lustenauer Haushalte und Gewerbebetriebe an das öffentliche Kanalsystem angeschlossen. Die Abwasserentsorgung ist für alle komfortabler, ökologisch und auf lange Sicht preiswerter geworden. Das funktionierende Abwassersystem zu erhalten und einen störungsfreien Betrieb zu gewährleisten, ist eine Aufgabe, die nahtlos an den Kanalausbau anschließt. Tiefbaugemeinderat Martin Fitz: „Unsere funktionierende Kanalisation ist die größte Investition der Gemeinde und mit einem Gesamtwert von über einer Milliarde nach altem Geld zum größten Teil fast unsichtbar im Erdreich verborgen. Über noch unverbrauchte Förderungen und laufend anfallende Gebühren fließen jedes Jahr große Beträge in unsere Gemeindekasse. Zur Erhaltung dieses „Geldflusses“ aus der Kanalisation werden aber auch weiterhin große Erhaltungsmaßnahmen nötig sein. Es gilt klug und vorausschauend zu planen, um kommenden Generationen keine unterirdisch versteckten „Löcher“ im Budget zu hinterlassen.“

Lebendige Gewässer für Mensch und Natur

Durch das Jahrhundertbauwerk hat sich unsere Lebensqualität und die der Bäche und Flüsse nachhaltig verbessert. Jahrzehntelang mussten die Lustenauerinnen und Lustenauer mit dem übel riechenden Aroma der offenen Kanäle in Lustenau leben. Weil die Abwässer durch den Ausbau der Kanalisation unterirdisch geführt werden, hat sich auch der Lebensraum Wasser nach und nach erholt. Und die offenen Abwasserkanäle sind seit ihrer Renaturierung lebendige Gewässer mit reinem Wasser und einem in die Umgebung eingebundenen Bachbett. Die Bevölkerung darf sich heute am Moosbach, Grindelkanal oder am Uferplätzli am Neuner erfreuen. Landesrat Erich Schwärzler: „Die Reinhaltung der Gewässer ist ein wesentliches Ziel der Wasserwirtschaftsstrategie des Landes Vorarlberg. Hier haben die Städte und Gemeinden in den letzten 60 Jahren enorme Leistungen vollbracht. Wir haben einen Anschlussgrad von ca. 97,6 % an die öffentlichen Kanalanlagen. Unsere Gewässer sind sauber, der Bodensee ist ökologisch intakt und ein Freizeit- und Badeparadies. Die Marktgemeinde Lustenau hatte aufgrund der Streusiedlung, der Topografie und aufgrund des schlechten Untergrundes besondere Herausforderungen zu meistern. Ich gratuliere allen Verantwortlichen in der Gemeinde zu diesen Leistungen. Dies ist eine wichtige Grundlage für die weitere Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung in Lustenau.“

Abschlussfeier Kanalisation

Sonntag, 2. April 2017, 10:00 Uhr, Reichshofsaal
Frühschoppen mit MV Concordia; Saal ist bewirtet
Kinderprogramm: Lustenauer Wasser-Mitmachbuch
Touren mit dem Kanalexpress durch Lustenau und zur ARA nach Hard