News Die Kanalisation - Ein Projekt mit Geschichte 21. März 2017

Rheindorfer Kanal

Die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnern sich an viele nicht verrohrte Entwässerungsgräben im Ort. Die ersten verlegten Rohre bildeten gemeinsam mit den Regenkanälen ein frühes Kanalnetz. Damit wurde nicht nur Regenwasser, sondern auch häusliches Abwasser abgeleitet. Die sogenannten Vorfluter übernahmen die unschöne Fracht und gaben sie an den Bodensee ab. Doch diese ungeklärten Abwässer aus drei Ländern wurden bald zu einer ernsthaften ökologischen Belastung für die Gewässer.

1962 hat Bürgermeister Robert Bösch angefangen, Ordnung in Lustenaus Untergrund zu bringen. Erst wurde nur punktuell und ohne Bauzeitplan kanalisiert, aber mit dem gleichen Ziel wie heute: Abwasser zu beseitigen und die Entwässerung zu regeln.

Ein Bauzeitplan für Jahrzehnte

Ab dem Jahr 1985 wurde unter Bürgermeister Dieter Alge der planmäßige Ausbau der Ortskanalisation für jeweils fünf Jahre begonnen. 1990, mit der Gründung der Österreichischen Kommunalkredit, wurde das gesamte Förderwesen für Großinvestitionen dieser Art bundesweit neu geregelt und organisiert: Das war der Startschuss für die Entwicklung des Bauzeitplans.

1995 beschloss die Gemeindevertretung unter Bürgermeister Hans-Dieter Grabher, den Bauzeitplan für das 22,5 km² große Ortsgebiet von Lustenau: Ein Meilenstein der Kanalisierung, der vom Baulos 1 bis zum jüngst fertiggestellten Baulos 56 im Wesentlichen unverändert gültig blieb. Von da an hatten die Kanalarbeiten Hochkonjunktur. Nicht selten waren mehrere Baustellen parallel abzuwickeln, die Kanalisierung verschlang jedes Jahr den Löwenanteil der Investitionen.

2017, 55 Jahre nach den ersten Kanalbauarbeiten, dürfen die Verantwortlichen unter Bürgermeister Kurt Fischer das Jahrhundertwerk schließlich zu einem glücklichen Abschluss führen. Von einem Abschluss kann man aber nur in Sachen Ausbau sprechen. Denn um das komplexe Kanalsystem für die Zukunft funktionstüchtig zu halten, sind weiterhin Investitionen in dessen Wartung und Erhaltung nötig.

Kleine Kanalkunde

Vakuumpumpwerk Innenansicht Im Vakuumpumwerk Vorach kommt für das zersiedelte Gebiet ein innovatives System zum Einsatz: Mit Unterdruck wird das Abwasser „abgesaugt“.

Wussten Sie, dass …

… in Lustenaus komplexem Kanalnetz praktisch alle bekannten Kanalsysteme zur Anwendung kommen: Freispiegelkanäle (Misch- und Trennsystem), Druckleitungen und Vakuumsystem mit 5 Haupt- und 71 Kleinpumpwerken, 1 Vakuumpumpwerk, 3 Regenklärbecken und 1 Hochchwasserpumpwerk

… in ganz Lustenau verteilt, insgesamt 11830 Kanaldeckel liegen?

… wir jährlich 1, 2 Millionen m³ Abwasser ableiten? Mit dieser Wassermenge könnte das Sportbecken im Parkbad 562 Mal gefüllt werden.

… das kleinste Kanalrohr gerade einmal einen Durchmesser von 20 Zentimeter hat und die größten Profile 2,50 x 3,70 Meter erreichen?

… insgesamt 136 Millionen Euro in die Kanalisierung von Lustenau investiert wurden?

Hauptsammler West 1966 wurde im nördlichen Gemeindegebiet der Hauptsammler West gebaut.

… dass in Lustenaus Untergrund ein 240 Kilometer langes engmaschiges Kanalnetz verborgen liegt? Zu ihm gehören 98,5 km Schmutzwasserkanäle, 29 km Mischwasserkanäle, 96,5 km Regenwasserkanäle, eine 12,5 km lange Schmutzwasserdruckleitung und 2,5 km Vakuumleitungen.

… dass Lustenau 2007 die landesweit erste Vakuumstation, von der das Abwasser mit Unterdruck abgesaugt wird, errichtet hat?

… dass Lustenau in Sachen Abwasser sogar zu wissenschaftlichen Ehren gelangt ist? In einer Diplomarbeit 2010 der BOKU Wien und der Lincoln University in Christchurch (Neuseeland) zum Thema der Instandhaltung von Kanalsystemen wurde Lustenau untersucht.

… dass für die Wartung und Instandhaltung unseres Abwassersystems auch künftig beträchtliche Mittel aufgewendet werden?