News Interessantes Archivgespräch 30. November 2015

Archivgespräch November 2015

Zahlreiche Besucherinnen und Besucher besuchten am Montag, den 23. November, das vierte und damit auch letzte Lustenauer Archivgespräch dieses Jahres im großen Sitzungssaal des Rathauses.

Oliver Heinzle vom Historischen Archiv der Marktgemeinde thematisierte in seinem Vortrag mit dem Titel „Kebapstand, Pizzeria und Chinarestaurant – Vom Einzug des Ethno-Foods in Lustenau“ die Veränderungen in der heimischen Gastronomie während der letzten Jahrzehnte.

Gasthaussterben bereits seit den 1950er Jahren

Der Referent stellte fest, dass bereits von Anfang der 1950er Jahre bis Ende der 1970er Jahre im Schnitt jeweils acht klassische Gasthäuser pro Jahrzehnt zusperrten. Dies sei nicht nur auf das veränderte Freizeitverhalten der Bevölkerung und die Errichtung von Vereinsheimen zurückzuführen, stellte der Vortragende fest, sondern spiegle auch den gesellschaftlichen Wandel, Migrationsbewegungen und die fortschreitende Globalisierung wider.

Türkische Lokale der Gastarbeiter

Oliver Heinzle beim Archivgespräch Oliver Heinzle referierte über Veränderungen in der Lustenauer Gastronomie.

Ab Anfang der 1970er Jahre hielten in Lustenau „fremdländische“ bzw. exotische Gastlokale Einzug. Es waren dies zunächst meist von den türkischstämmigen Gastarbeitern eröffnete Lokale. Ein erstes derartiges Lokal entstand in Lustenau im ehemaligen Kronenkeller. Es wurde in der Folge bald vom türkisch geführten Gasthaus Helvetia ergänzt.

Ebenso existierte in Lustenau bereits Anfang der 1980er Jahre ein Kebapstand, der durchaus prominent am Kirchplatz situiert war. In den Anfangsjahren stand die einheimische Bevölkerung derartigen kulinarischen Neuerungen eher skeptisch gegenüber.

Chinarestaurants und Pizzerias

Diese große Skepsis gegenüber den „fremden Küchen“ habe sich bei der Bevölkerung erst in den darauffolgenden beiden Jahrzehnten in einen gewissen Enthusiasmus für das Exotische gewandelt, der sich im Aufkommen von vielen italienischen und chinesischen Restaurants spiegele.

Im Jahr 1988 wurde mit dem „New Lucky“ in der Alpstraße das erste Chinarestaurant in Lustenau eröffnet. Ihm folgten dann 1990 das „Panda“ in der Bahnhofstraße und 1992 das „Lei Lei“, damals noch in der Dornbirner Straße. Ebenfalls im Jahr 1990 eröffnete mit dem „Bella Napoli“ das erste italienische Lokal in Lustenau, dem 1995 das „Don Enzo“ folgte.

Hochburg der chinesischen Esskultur

Abschließend hielt Oliver Heinzle fest, dass Lustenau heute mit sieben existierenden Chinarestaurants, vor Bregenz (sechs Lokale), Dornbirn (fünf Lokale) und Feldkirch (vier Lokale), wohl durchaus als eine Hochburg der chinesischen Esskultur bezeichnet werden könne. Ein Grund hierfür sei sicher der auffallend starke Besuch von Schweizer Gästen in den Chinarestaurants entlang der Schweiz-Österreichischen Grenze.

Beim ersten Archivgespräch des Jahres 2016 wird am 11. April Richard Eberle über Lustenauer Devisenschmuggler und Arisierungsprofiteure sprechen.