News Jahrhundertprojekt vor erfolgreichem Abschluss! 6. Februar 2015

Spatenstichfeier

Unsere Marktgemeinde freut sich über einen historischen Moment: Am Mittwoch, den 4. Februar, wurde bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt der Spatenstich zum letzten Baulos der Kanalisation gesetzt. Mit diesem Bauabschnitt 56, der das Einzugsgebiet Binsenfeldstraße umfasst, wird das Lustenauer Jahrhundertprojekt bis Mitte des nächsten Jahres seinen geglückten Abschluss finden.

Als die Lustenauer Gemeindevertretung vor gut 20 Jahren den Bauzeitplan für den Ausbau der Ortskanalisation beschlossen hatte, standen die Verantwortlichen am Beginn einer Mammutaufgabe. Die Marktgemeinde Lustenau hatte dabei alles andere als gute Voraussetzungen für die Kanalisierungsarbeiten: Schlechte Bodenverhältnisse, Streusiedlungscharakter und ein mangelndes Gefälle galt es so gut als möglich zu bewältigen und forderten dabei hohe Investitionen von Gemeinde und jedem einzelnen Bürger. Umso erfreulicher ist es, dass die Arbeiten an diesem Jahrhundertprojekt planmäßig und zügig vorangeschritten sind und die Kosten dabei immer im gesteckten Rahmen gehalten werden konnten.

Engagierter Einsatz der Beteiligten gegen ungünstige Bodenverhältnisse

Heinz Fröwis Projektleiter Heinz Fröwis arbeitet bereits seit gut 20 Jahren erfolgreich am Jahrhundertprojekt Kanalisation. (Fotos: Lukas Hämmerle)

Möglich ist der ausgezeichnete Projektverlauf nur durch die jährlichen großen Investitionen und den engagierten Einsatz aller Beteiligter geworden. Seit 20 Jahren federführend am Ausbau der Kanalisation tätig ist Ing. Heinz Fröwis von der Tiefbauabteilung im Bauamt Lustenau.

Er blickt auf das Projekt zurück und nennt die größten Herausforderungen: „Die sehr schlechten Untergrundverhältnisse in Lustenau erforderten eine aufwändige Fundierung der Schächte und Leitungen. Dadurch mussten auch teure Gussrohre verwendet werden. Jedes dieser Rohre liegt praktisch auf zwei Piloten auf. Die Konstruktion der Leitungen gestaltete sich demnach ähnlich einer Brücke mit Durchlaufträger. Außerdem gibt es im Lustenauer Ortsgebiet kaum natürliches Gefälle. Dies erforderte zahlreiche Pumpwerke, die wiederum auch dauernde Wartungs- und Unterhaltkosten (Strom, Ersatzteile, Reinigung) mit sich bringen.

Finanzieller Kraftakt der Gemeinde und aller Bürger

Wolfgang Bösch Tiefbaugemeinderat Wolfgang Bösch zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis. (Fotos: Lukas Hämmerle)

Seit vielen Jahren politisch für die Kanalisation verantwortlich ist der zuständige Tiefbaureferent Gemeinderat Wolfgang Bösch. Der Budgetansatz für sein Ressort machte mehr als zehn Jahre lang jeweils den Löwenanteil der Gemeindeausgaben aus. Er erklärt die Gründe: „Wegen der geringen Höhenunterschiede mussten wir zB mit dem Gefälle in den Leitungen bis an die Grenze des technisch Machbaren gehen, damit wir möglichst wenig Pumpwerke benötigten.

In Kombination mit den schlechten Böden war das für die ausführenden Bauunternehmen eine große Herausforderung und für uns als Gemeinde finanziell kostspielig. Dass wir die Arbeiten trotzdem immer im Kostenrahmen halten konnten, darüber dürfen wir uns mit Fug und Recht freuen!“ Insgesamt wurden seit den 1960er Jahren, als unter Bürgermeister Robert Bösch erstmals und noch ohne Bauzeitplan kanalisiert wurde, bis zum heutigen Tag rund 109 Millionen Euro (!) für die Kanalisation aufgewendet!

Weitere Kostenfaktoren waren auch die einhergehende Erneuerung der Wasserleitungen und die anschließende Wiederherstellung der Straßen, oft mit deren Neugestaltung und Verbesserung verbunden. Nicht vergessen darf man auch die beträchtlichen privaten Baukosten, die jeder Hauseigentümer für den Abschluss der Bauobjekte zu tragen hatte sowie zusätzlich die obligatorischen Anschlussgebühren und Anschlussbeiträge, die rund 2.500 bis 3.000,- Euro je Wohnobjekt betrugen, so der Tiefbaureferent.

Hohe Qualität des Wassers und der Gewässer in Lustenau

Gewässer Grindelkanal Revitalisierung Die Lustenauer Gewässer wie hier der Grindelkanal waren einst mit Abwässern aus Betriebs- und Wohngebieten belastet und wurden im Zuge der Kanalisierung zu naturnahen Bächen revitalisiert.

Diese großen Investitionen, die jedes Jahr den Löwenanteil im Budget unserer Gemeinde darstellten, haben sich in jeder Hinsicht bezahlt gemacht, pflichtet Bürgermeister Kurt Fischer bei: „Nur so konnte ein Bauverbot für BauherrInnen in Lustenau vermieden und die Wasserqualität der Lustenauer Fließgewässer deutlich verbessert werden. Denn - was viele nicht wissen - Kanalisierung fand nicht nur unterirdisch statt, es flossen auch beträchtliche Summen in die Aufwertung und Renaturierung der Lustenauer Fließgewässer.“

Aus Lustenau gelangt jetzt nur mehr geklärtes Abwasser in den Bodensee, die früher stark belasteten Bodenseezuflüsse haben sich merklich erholt. Erholt haben sich auch die zahlreichen renaturierten Lustenauer Kanäle, als gelungene Beispiele nennt der Bürgermeister den Moosbach und den Grindelkanal. „Die einst mit Abwässern aus Betriebs- und Wohngebieten belasteten Kanäle wurden von der Gemeinde wieder zu naturnahen Bächen revitalisiert, - mit einer hohen Wasser- und Lebensqualität für vielfältige Tier- und Pflanzenarten und alle Bewohner, die sich daran erfreuen!“

Vorbildliche Zusammenarbeit der Institutionen und Partner

Wichtige Partner Das Jahrhundertprojekt konnte nur durch eine langjährige Zusammenarbeit der unterschiedlichsten Institutionen, Abteilungen und Firmen bewältigt werden. (Fotos: Lukas Hämmerle)

Das Jahrhundertprojekt konnte nur durch eine langjährige Zusammenarbeit der unterschiedlichsten Institutionen, Abteilungen und Firmen bewältig werden, danken die Projektverantwortlichen der Gemeinde den Partner für die jahrzehntelange Kooperation.

Mitgewirkt haben Ingenieurbüros, Bodenmechaniker, Vermessungsbüros, Baufirmen, Zuständige aus der Gemeinde- und Bauverwaltung, Landeswasserbauamt, Landesregierung, Bezirkshauptmannschaft der Abteilung Wasserrecht und Umweltabteilung, Österr. Kommunalkredit, Steuerungstechniker, Pumpwerkstechniker, Kanaldienstleister, Leitungsträger (VKW, Gas, Telekom und Kabel-TV).

Dank gilt schließlich auch den Anrainern für ihr Verständnis für die Unannehmlichkeiten während der Bauphasen. „Die Kanalisation ist ein Räderwerk, das richtig verzahnt, ein Endprodult liefert, mit dem die Gemeinde Lustenau trotz der schlechten Bodenverhältnisse für viele Jahrzehnte ein funktionierendes System erhält“, so Tiefbaugemeinderat Wolfgang Bösch.

Überwachung und Wartung der Lustenauer Kanalisationsanlagen

Ausbauetappen in Farbe Ein Überblick in Farbe: Die Etappen des Ausbaus der Kanalisation über die letzten Jahrzehnte.

Die Gesamtlänge aller Schmutz- und Wasserkanäle umfasst 240 Kilometer. Aber Kanalrohre alleine sind zu wenig, um die Abwasserbeseitigung unter den gegebenen anspruchsvollen Bedingungen dauerhaft zu gewährleisten. Das Abwassersystem in unserer Gemeinde besteht aus vielen komplexen Komponenten. Rohrleitungen, Gräben, Regenklärbecken, Regenauslaufbauwerke, Hebeanlagen und Pumpwerke müssen laufend überwacht und gewartet werden.

In der Überwachungszentrale im Bauhof können viele Betriebszustände dieser Einrichtungen mittels Fernmeldeanlage kontrolliert werden. Kanäle müssen regelmäßig gespült und Pumpen bei Bedarf ausgetauscht werden. Die öffentlichen Entwässerungsgräben werden von den Mitarbeitern des Bauhofs ausgeräumt und gemäht.

Jährlich werden für die Wartung und Instandhaltung dieses umfangreichen Abwassersystems rund eine Million Euro aufgewendet. Und das wird auch nach dem Vollausbau der Kanalisation nicht aufhören, wissen die Projektverantwortlichen Wolfgang Bösch und Heinz Fröwis: „Auch in Zukunft wird die nachhaltige Entsorgung unserer Abwässer Mittel und Aufwendungen erfordern. Mittel, die zur Lebensqualität Lustenaus wesentlich beitragen!“

Wussten Sie, dass...

Spatenstichfeier Spatenstichfeier bei klirrender Kälte: Die Arbeiten zum letzten Baulos beginnen pünktlich. (Fotos: Lukas Hämmerle)

…. in Lustenaus komplexen Kanalnetz praktisch alle bekannten Kanalsysteme zur Anwendung kommen: Freispiegelkanäle (Misch- und Trennsystem), Druckleitungen, Vakuumsystem

Gesamtlänge aller Schmutz- u. Regenwasserkanäle: 240 Kilometer
Hauptpumpwerke: 5 Stk
Kleinpumpwerke: 60 Stk
Vakuumpumpwerk: 1 Stk
Regenklärbecken 3 Stk
Hochwasserpumpwerke: 1 Stk
Gesamtinvestitionen seit 1962: 1, 5 Milliarden Schilling = 109 Millionen EURO
Jährlich anfallendes Abwasser: rund 1,2 Millionen m³