News 2100 Jahre alte Mooreiche im Mühlefeld entdeckt 19. November 2020

Im Frühjahr 2020 wurde bei Aushubarbeiten an der Mühlefeldstraße drei Meter unter dem heutigen Niveau ein 5,75 m langes Stammstück einer Mooreiche geborgen. Laut dem dendrochronologischen Befund des Botanikers Dr. Klaus Pfeifer starb der Baum zwischen 82 und 72 v. Chr. ab. Er ist nach dem Fund im Hagenmahd vor zehn Jahren das zweite fossile Holzstück, das die Landschaftsgeschichte in vorchristlicher Zeit weiter erhellt.

Riedausfahrt_Festivelo-1_Christian Grass (8) Die Mooreiche ist im Feldkreuzpärkli ausgestellt.

Was versteht man unter „Dendrochronologie“?

Die wissenschaftliche Basis der „Dendrochronologie“ geht auf den amerikanischen Astronomen Andrews E. Douglas (1867–1962) zurück. Das Wort ist aus den griechischen Wörtern dendron (Baum), chronos (Zeit) und logos (Lehre) zusammengesetzt und heißt auf Deutsch soviel wie Zeitbestimmung anhand von Bäumen.

Altersbestimmung mit Jahresringen

Dr. Klaus Pfeifer Dendrochronologe Dr. Klaus Pfeifer untersucht die Eiche und entnimmt Jahrringproben.

Die Aufeinanderfolge schmaler und breiter Jahresringe ergibt sich aus dem Wechselspiel von Witterungsfaktoren, Standort und Baumart. Wuchs-, Standort- und Klimaverhältnisse sind so auf einem Stammquerschnitt unverwechselbar Jahr für Jahr abgespeichert und können zur Altersbestimmung herangezogen werden.

Lebendige Geschichte - Zeitfenster in die Vergangenheit

Der historische Fund ermöglicht einen Blick zurück in die vorchristliche Zeit: Das oberflächlich wahrscheinlich durch Sand abgeschliffene Stammfragment dürfte auf dem Wasserweg an die Fundstelle verfrachtet worden sein. War Lustenau damals eine urtümliche Flussau, die immer wieder durch den Rhein überschwemmt wurde oder gab es zu dieser Zeit schon menschliche Spuren? Interessante Fragen, die anhand der fossilen Eiche „begreifbar“ werden.

Für die Nachwelt im Feldkreuzpärkli ausgestellt

„Im Feldkreuzpärkli ersetzt die ‚neue‘ Mooreiche das 2010 im Hagenmahd geborgene 3000 Jahre alte Stammstück, das schon stark zerbröselt war. Da Holz nichts anderes als gebundener Kohlenstoff ist, zersetzt es sich bei Luftzutritt und löst sich nach einiger Zeit wie Torfmull sprichwörtlich ‚in Luft‘ auf. In Verbindung mit Sauerstoff wird dieser Kohlenstoff zu dem als Treibhausgas gefürchteten Kohlendioxid, das erst durch die Photosynthese der Pflanzen wieder ‚eingefangen‘ und neuerlich als Baum oder Strauch in Holzform fixiert werden kann – somit ist die Eiche auch ein Lehrbeispiel für den Kohlenstoffkreislauf und das Klima auf unserer Erde“, erklärt Rudi Alge, Leiter der Umweltabteilung im Rathaus.

Mooreichenfund im Mühlefeld