News Archivgespräch zur Stickereigeschichte lockte viele Besucher an 23. Oktober 2017

Zahlreiche Besucherinnen und Besucher kamen am Montag, den 16. Oktober zum dritten Lustenauer Archivgespräch dieses Jahres in den großen Sitzungssaal des Rathauses. Oliver Heinzle vom Historischen Archiv der Marktgemeinde thematisierte in seinem Vortrag die Anfänge der Stickerei in Lustenau.
Beginn mit Handstickerei

Der Referent erläuterte, dass bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts St. Galler Kaufleute in Vorarlberg händisch sticken ließen. Als dann die Textilverarbeitung im Zuge der Industriellen Revolution auch in Vorarlberg und der angrenzenden Schweiz immer mehr mechanisiert wurde, hätte Lustenau auf seinem Gemeindegebiet nicht über die hierfür notwendigen Ressourcen an Wasserkraft verfügt. Letztlich habe sich deshalb dann in Lustenau nur noch die Stickerei gewinnbringend betreiben lassen, da in diesem Zweig der Textilverarbeitung die Mechanisierung erst viel später einsetzte, weil die Entwicklung und der Bau von Stickmaschinen technisch sehr anspruchsvoll und kompliziert sind.
Frühe Maschinenstickerei
Wie Oliver Heinzle schilderte, wurde 1840 in der Schweiz die erste serienreife Handstickmaschine entwickelt. Diese ersetzte damals 40 Handsticker. Die späteren Handstickmaschinen taten dann bald die Arbeit von 312 Handstickerinnen. 1869 wurden die ersten zwei Handstickmaschinen in Vorarlberg von Josef und Johann Hofer in Lustenau aufgestellt. Sieben Jahre später produzierten in Lustenau schon 26 dieser Maschinen Stickereien. 1880 standen in ganz Vorarlberg bereits 1404 Handstickmaschinen. Etwa ein Drittel davon allein in Lustenau. Um die Jahrhundertwende erreichte die Zahl der Handstickmaschinen dann in Vorarlberg mit über 4.000 Stück ihren Höhepunkt.
Familiennetzwerke
Anhand der Auswertungen von im Historischen Archiv lagernden Besitzerverzeichnissen von Handstickmaschinen vermittelte der Vortragende anschaulich die vielfältigen familiären Bindungen bei den Fabrikanten der ersten Generation. Mit den vielen Wirten und den Nachkommen des reichen und mächtigen Josef „Ammann“ Fitz fänden sich in diesem Netzwerk Familien, die bereits damals über das für die Anschaffung der Maschinen nötige Kapital verfügten, betont Oliver Heinzle. Aber auch angesichts dieser Erkenntnisse dürfe man nicht vergessen, dass damals ein Großteil der Lustenauer Stickereiproduktion von kleinen Familienbetrieben erarbeitet wurde.
Nächstes Archivgespräch mit Wolfgang Scheffknecht
Wie der Referent feststellte, bedeutete die Einführung der Schifflistickmaschine um das Jahr 1900 dann auf lange Sicht hin das Ende für die Handmaschinenstickerei.
Beim vierten Archivgespräch des Jahres 2017 wird am 20. November Gemeindearchivar Wolfgang Scheffknecht den ersten Teil seiner Vortragsreihe „Lustenau im langen 19. Jahrhundert“ präsentieren.
Archivgespräch 4 / 2017

20. November 2017, 18.30 Uhr, Rathaussaal
Wolfgang Scheffknecht: „Lustenau im langen 19. Jahrhundert“