News Demenz salonfähig machen 9. Oktober 2014

Demenzfreundliche Gemeinde

Seit Ende September darf sich Lustenau offiziell eine demenzfreundliche Gemeinde nennen, in der auf unterschiedliche Art und Weise Demenz zur Normalität verholfen wird. Spaziergänger, Beratung, Kinofilme, Museumsbesuche, Theater, Hörstationen, Auszeiten von der Betreuung, Tischsets in Lokalen, Erholungsurlaub, Gesprächsreihen, Schulungen für Polizei und Mitarbeitende in Banken oder Handel, Lesungen, Vorträge. Seitdem Lustenau 2010 Modellgemeinde der Aktion Demenz wurde, hat sich für Familie Hämmerle vieles geändert.

"Bei unserem Vater hatten wir zu lange gezögert und nicht wahrhaben wollen, dass er dement ist. Wir schämten uns, Hilfe anzunehmen, als er anfing sich zu verändern, Sachen verlegte, manche Dinge nicht mehr tun wollte oder stur etwas behauptete", erzählt die Tochter. "Irgendwann schaffte es unsere Mutter nicht mehr allein". Für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen beginnt im Alter noch einmal ein völlig neues Leben, für das sie von allen Seiten Unterstützung brauchen. Doch wenn das Gedächtnis schwindet und selbst alltägliche Dinge nicht mehr erledigt werden können, sind Medizin und Pflege alleine überfordert.

Volkskrankheit Demenz

Eine Gemeinde ist dann demenzfreundlich, wenn Menschen mit Demenz sowohl professionelle, als auch nachbarschaftliche Hilfe bekommen und sie und Angehörige diese auch annehmen. "Was wir brauchen, ist ein starkes Netz an Solidarität und eine neue Kultur des Helfens", setzt Silvia Benz den Schwerpunkt ihrer Arbeit in der Öffentlichkeitsarbeit, um Menschen mit Demenz eine Stimme zu geben und ihnen ungehinderte Teilhabe am öffentlichen Leben zu ermöglichen. Sie leitet die Aktion Demenz mithilfe vieler sogenannter Systempartner. Zum Beispiel mit Dr. Zeynep Vetter, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, der Tagesbetreuung, dem Mobilen Hilfsdienst, dem Krankenpflegeverein oder Freiwilligen, die betreuende Angehörige entlasten.

Menschen mit Demenz hörbar machen

"Demenz muss salonfähig werden", formulierte Soziallandesrätin Greti Schmid bei der Zertifikatsverleihung die Vision der Aktion Demenz treffend und appellierte an alle, die Angebote in den Gemeinden anzunehmen. In Lustenau wird nicht nur über Menschen mit Demenz geredet, sondern auch mit ihnen. "Diese Haltung ist noch nicht überall angekommen, aber das Tabu wurde gebrochen", sieht Silvia Benz den Erfolg der bisherigen Aufklärungs- und Unterstützungsarbeit in Lustenau. "Der Bewusstseinswandel muss bereits bei Kindern stattfinden. Für sie sind Begegnungen mit Menschen mit Demenz oft befremdlich ", begründet sie ihren Ansatz. „Enkel sollen wissen, warum Opa sie nicht mehr erkennt oder mit Oma selbstverständlich zusammensitzen, wenn sie mit Puppen spielt".

Das Gehirn auf Trab halten

"Nicht jeder, der im Keller steht, und vergessen hat, was er dort will, ist dement. Aber es ist wichtig, auf die Anzeichen für Demenz zu achten, denn die Krankheit kann hinausgezögert werden", betont Sozialreferentin Susanne Andexlinger. Bislang gibt es keine Heilung für Demenz, allerdings kann eine bewusste Lebensführung helfen, vorzubeugen. "Oft ist es eine Frage der Einstellung", sagt Andexlinger auch als Ärztin, "wer noch einen Sinn im Alter sieht, zieht sich weniger zurück und achtet mehr auf sich. Simple Dinge wie unter Leute gehen, eine gesunde Ernährung, sich mit Familie und Freunden treffen, in Bewegung bleiben, sich Ziele setzen und Freude am Leben haben, wirken sich in jedem Fall positiv auf unsere Gesundheit aus."

Aktion Demenz
Servicestelle für Betreuung und Pflege
Im Schützengarten, Schützengartenstraße 8
T +43 5577 63344-102
silvia.benz@lustenau.at