News Die junge Stimme für Lustenau 2. Juli 2025

Im März beschäftigten sich viele Erwachsene mit den Gemeinderatswahlen. Die Wahlberechtigten überlegten, wer ihrer Meinung nach die besten Ideen für das zukünftige Lustenau hat. Das Team im W*ORT fragte sich, wer die Zukunft Lustenaus ist: die Kinder. Herausgekommen ist ein 322 Seiten starkes Buch mit 316 Briefen der Kinder an die neuen Politikerinnen und Politiker.

Foto 1_3aVSRheindorf Beim Besuch im Rathaus diskutierten die Kinder der 3a der Volksschule Rheindorf mit dem Bürgermeister und Vizebürgermeister ihre Wünsche aus dem Buch "Die junge Stimme für Lustenau".

Gemeinderatswahlen aus einer anderen Perspektive

Während die Kinder auf ihrem Schulweg das bunte Lustenau voller Wahlplakate wahrnahmen und in manch einem Haushalt sicher auch politische Diskussionen geführt wurden, ist ihre Stimme bei so einer Wahl per Gesetz nicht hör- und sichtbar. „Das ist gut und richtig so, und doch ist es schade, dass genau jene Bevölkerungsgruppe, über deren Zukunft wir entscheiden, gar nicht mitreden darf. Inspiriert von einem Buch amerikanischer Kinder für Barack Obama haben wir uns überlegt, wie wir das möglich machen können“, erzählt Gabi Hampson, Geschäftsführerin des W*ORTS.

Was wünschen sich die Kinder?

Die Frage, die dem Projekt zugrunde lag, war: „Was wäre, wenn man Kinder fragen würde, was sie sich für Lustenau wünschen? Haben sie Ideen? Haben sie gute Ideen?“ Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Bürgermeisterwahl!”, rief die Klasse 2c der Mittelschule Rheindorf im Chor. Die 2c war die erste Klasse, die am Projekt teilnahm, und inspirierte weitere zum Mitmachen. Man könnte sagen, es ging im analogen Sinne viral. „Am Tag, nachdem wir im W*ORT waren, standen die Schülerinnen und Schüler vor meiner Tür und sagten: ‚Können wir auch die anderen Klassen unserer Schule einladen, beim Projekt mitzumachen?‘“, berichtet Christine Hopfner, Direktorin der MS Rheindorf. So wanderte die 2c durch die gesamte Schule, erklärte das Projekt und sammelte junge Stimmen.

Das Buch der Kinderstimmen

In den Workshops mit dem W*ORT stellten die Kinder eine lange Liste mit den Aufgaben von Politikerinnen und Politikern
zusammen. Da diese in den Augen der Schülerinnen und Schüler schon „recht alt“ sind, ging es nun ans Sammeln junger Ideen, die sich durchweg mit den Ressorts im Rathaus deckten: Finanzen („Döner ist zu teuer"), Umwelt (Stimmen für Bäume und gegen Tempolimits), Bildung (Renovierungen und weniger Schulstunden), Freizeit und Sport (mehr Rutschen im Parki!), Gesellschaft und Zusammenleben (mehr öffentliche Plätze). Schließlich wurden alle Wünsche gesammelt dem Bürgermeister sowie den Gemeindevertreterinnen und -vertretern übergeben. Auch das Titelblatt und der Titel kommen aus Kinderhand. Die Ideen der Erwachsenen wurden – wie es bei einem solchen Projekt sein sollte – überstimmt.

Foto 2 2c_WORT Beim Workshop im W*ORT: Die 2c-Klasse der Mittelschule Rheindorf hat das Projekt „Die junge Stimme für Lustenau“ ins Rollen gebracht.
Foto 3 316_Briefe 316 Briefe schrieben Lustenaus Schülerinnen und Schüler an Lustenaus Politikerinnen und Politiker.

Wünsche an die Gemeindevertretung

Wie im W*ORT üblich, wurden die Rechtschreibfehler ignoriert und die Briefe den Politikerinnen und Politikern genau so
übergeben, wie sie von den Kindern verfasst wurden. Die Kinder schreiben von „Spiehlplätzen“, weniger gefällten „Beumen“,
mehr „Eistilen“ und davon, dass Dinge weniger kosten sollten. Außerdem haben sie Wünsche für die neuen Mandatarinnen und Mandatare formuliert: weniger Sitzungen, viel Motivation und dass sie einander gut zuhören.

Gelebte Beteiligung

Was als kleines Beteiligungsprojekt für eine einzige Klasse begann, entwickelte sich rasch zu einem Selbstläufer. Die Stimmen der jungen Menschen zu hören, ihre Texte zu lesen und ihr Interesse und ihr Wissen rund um Politik zu erleben, war für alle Beteiligten eine große Freude. „Die Pflichtschulen öffnen dem W*ORT immer wieder ihre Türen und haben uns auch bei diesem besonderen Projekt als kreativen ‚Störfaktor‘ herzlich willkommen geheißen“, sagt Gabi Hampson. Die wertschätzenden Rückmeldungen des Bürgermeisters und seiner „Helferinnen und Helfer“ zeigen, dass die Botschaften angekommen sind. „Ich habe alle Briefe gelesen und zurückgeschrieben. Noch einmal herzlichen Dank im Namen aller Politikerinnen und Politiker an die Kinder. Ihre Ideen, Anregungen und Wünsche sind beeindruckend und
zeigen, wie aufmerksam und engagiert sie ihre Umgebung wahrnehmen. Natürlich können wir nicht alles sofort umsetzen – etwa die Dönerpreise liegen nicht in unserer Hand –, aber vieles nehmen wir mit. Die jungen Stimmen für Lustenau sind ein wertvoller und inspirierender Wegweiser für unsere Arbeit“, so Bürgermeister Patrick Wiedl.
Die Online-Version des Buches ist auf w-ort.at unter „Projekte“ einsehbar oder kann direkt im W*ORT durchgeblättert werden. 316 Briefe schrieben Lustenaus Schülerinnen und Schüler an
Lustenaus Politikerinnen und Politiker.