News Ein neues Zuhause für Kiebitz, Bekassine und Co. 26. März 2021

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Ein Leuchtturmprojekt für den Wiesenbrüterschutz im Nördlichen Schweizer Ried.

2021 10382-28 Ingrid Loacker (Land Vorarlberg), Umweltlandesrat Johannes Rauch, der Auer Ortsgemeindepräsident Rico Kellenberger und Bürgermeister Kurt Fischer

Das Natura 2000-Gebiet Nördliches Schweizer Ried in Lustenau ist ein bedeutsames Wiesenbrütergebiet. Maßgeblich dazu beigetragen hat etwa die Schaffung eines Ringbiotops auf einer ehemaligen Ackerfläche im Jahr 2013. Die Ortsgemeinde Au als Grundeigentümerin hat nun ein zweites, noch wesentlich größeres Feuchtbiotop angelegt. „Damit wird ein neuer Lebensraum für Wiesenbrüter geschaffen und das Europaschutzgebiet zusätzlich aufgewertet“, freuten sich Umweltschutzlandesrat Johannes Rauch, der Auer Ortsgemeindepräsident Rico Kellenberger und Bürgermeister Kurt Fischer mit den anderen Verantwortlichen beim heutigen Pressegespräch vor Ort.

Bedeutsames Brutgebiet für Wiesenbrüter

Das Natura 2000-Gebiet Nördliches Schweizer Ried in Lustenau ist ein bedeutsames Brutgebiet für die in Vorarlberg stark bedrohten Wiesenbrüter und beherbergt eines der besten Brutvorkommen des Kiebitzes im Land. Die Ortsgemeinde Au als Grundeigentümer hat jetzt ein knapp 4 Hektar großes Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zur bereits bestehenden Brutinsel zur ökologischen Aufwertung zur Verfügung gestellt. Hegemeister Reinhard Hellmair entwickelte ein ökologisch sehr ausgewogenes Konzept zur Gestaltung und Umsetzung eines „Inselbiotops“. Das Besondere an dieser Brutinsel ist der eigens für den Kiebitz angelegte Acker. Hier wird die Bewirtschaftung speziell an die Brutbiologie dieser bodenbrütenden Art angepasst.

Bild 1 klein Übersicht Biotop c) UMG

Paradies für Kiebitz, Bekassine, Eisvogel und Co.

Zebrabiotop-Kiebitz c) Daniel Leissing Der Kiebitz

Zudem schützt ein ringförmig angelegter Graben die Wiesenbrüter vor unerwünschtem Besuch von Beutegreifern wie Fuchs, Dachs oder Marder. Damit erhalten die Kiebitze endlich eine erste fixe Kinderstube in Vorarlberg. Von den Aufwertungsmaßnahmen profitiert auch die als Nahrungsgast regelmäßig im Gebiet vorkommende Bekassine. Aktuell gibt es keine Brutnachweise in Vorarlberg, günstige Voraussetzungen für eine Wiederetablierung als Brutbestand wären nunmehr geschaffen. Weitere Highlights sind abgeflachte Böschungsbereiche, die für durchziehende Arten wie Kampfläufern, Waldwasserläufern, Goldregenpfeifern geeignete Strukturen zum Rasten und für die Nahrungssuche bieten. Ein Abschnitt des Grabens wurde extra für den im Gebiet erfolgreich brütenden Eisvogel als „Brutwand“ gestaltet, da dieser schillernde Vogel Steilwände zur Anlage seiner Bruthöhlen benötigt. „Wir wollen durch weitere Maßnahmen einen Lebensraum für diese Vogelarten schaffen“, sagte Landesrat Rauch. Es bietet sich an, das bestehende, bestens bewährte Ringbiotop bzw. die Brutinsel zu erweitern, Brachflächen, Flachgewässer und ausgedehnte Grabenabflachungen zu schaffen. „Durch die Anlage eines zweiten Ringbiotops entsteht in diesem Gebiet ein kleines Paradies für Wiesenbrüter“, betonte Rauch. Das Land Vorarlberg finanziert dieses Projekt mit rund 70.000 Euro aus dem Naturschutzfonds.

Bild 5_2 Eisvogel c)Heinz Bänninger
Zebrabiotop-Bekassine-Heinz Bänninger Die Bekassine

Hervorragende Zusammenarbeit mit Grundbesitzern

2021 10382-16 Der Präsident der Ortsgemeinde Au, Rico Kellenberger

Alle Parteien – Grundbesitzer und öffentliche Hand - haben in diesem Projekt hervorragend zusammengearbeitet, sagte Rico Kellenberger, Präsident der Ortsgemeinde Au: „Wir geben der Natur zwei Jahre Zeit, sich ihren Platz zurück zu holen und wir sind gespannt, was und wie es sich entwickelt.“

Feuchtbiotope haben in Lustenau Tradition

2021 10382-10 Die Ortsgemeinde Au und die Marktgemeinde Lustenau arbeiten seit vielen Jahren hervorragend zusammen.

Die Gestaltung von Wasserlebensräumen hat in Lustenau bereits Tradition, nicht zuletzt dank der Vorzeigebeispiele der Ortsgemeinde Au. „So konnten allein an der Seelache am Rand des Naturschutzgebietes Obere Mähder im Laufe der Jahre von der Gemeinde insgesamt 18 unterschiedliche Feuchtbiotope angelegt und der benachbarte Gemeindegutshof Heidensand auf Biolandwirtschaft umgestellt werden“ zieht Bürgermeister Kurt Fischer eine erfreuliche Bilanz. „Nicht umsonst gelten die Seelachenbiotope als Amphibienzentrum mit der größten Kammmolchpopulation im gesamten Rheintal. Wir arbeiten seit vielen Jahren ausgezeichnet mit der Ortsgemeinde Au zusammen. Herzlichen Dank an alle, die zum Gelingen dieses weiteren Leuchturmprojekts beigetragen haben!“

Vorzeigegemeinde bei der Lebensraumaufwertung

2021 10382-11 Lustenaus Biotope machen 8 Prozent der Gemeindefläche aus, das ist bemerkenswert!

Auch Umweltgemeinderätin Christine Bösch-Vetter ist stolz auf die Naturvielfalt im ganzen Lustenauer Ried und weiß dazu erfreuliche Zahlen: „Seit Erstellung des ersten Biotopinventars im Jahr 1987 ist Lustenau Vorzeigegemeinde in Sachen Naturschutz und Lebensraumaufwertung. Schon 1989 wurden 60 Hektar wertvolle Streuewiesen im Naturschutzgebiet Gsieg – Obere Mähder unter Schutz gestellt. Vor allem dank großzügiger Extensivierungen in den Schweizer Riedern ist die Biotopfläche in Lustenau seither um mehr als ein Drittel auf rund 8 Prozent der Gemeindefläche gewachsen – fast ein Wunder im dicht besiedelten Rheintal mit über 250.000 Einwohnern!“

2021 10382-33 Die Verantwortlichen sind stolz auf das neugeschaffene Paradies für Wiesenbrüter.

Facts

Biotopfläche Lustenaus
im Jahre 1988: 127,8 Hektar
heute: 177,9 Hektar
Zuwachs (inklusive Extensivierungsflächen): Über 50 Hektar
Anteil an der Gemeindefläche: 8 Prozent

Neues Großbiotop Auer Ried: 
Initiator: Urs Lenz (Verantwortlicher für Feld & Riet im Verwaltungsrat der Ortsgemeinde Au)
Konzeption und Gestaltung: Reinhard Hellmair (Hegemeister)
Eigentümerin und Projektverantwortung: Ortsgemeinde Au (CH)
Biotopfläche: 3,8 Hektar
Bauzeit: 4 Wochen
Finanzierung: ca. 70.000 Euro aus Mitteln des Naturschutzfonds
Projektumsetzung: Landesflussbauhof
Ornithologische Beratung: Jürgen Ulmer
Bewirtschafter: Kurt Thurnherr