News Eine Bühne für Birken aus Beton im Heidensand 26. Juni 2025

© Christian Schramm
Interview
Ja und nein. Ich arbeite drei Tage in der Woche an der Entwicklung eines spannenden, neuen 3D-Projekts im elterlichen Stickereibetrieb und die restliche Zeit gehe ich meiner eigenen künstlerischen Tätigkeit nach. Als Künstler und Set Designer bin ich weiterhin international tätig und habe u.a. demnächst eine Ausstellung in Paris. Die vielleicht größte Umstellung war der Einzug in ein eigenes Atelier.
Inwiefern war das ungewohnt?
Ich habe bisher kaum ortsgebunden gearbeitet, sondern immer dort, wo es gerade passiert – am Theater, bei Film- oder Mode-Settings. Die Ateliersituation und die Erfahrung, dass man von einem Ort weggeht und sich die Arbeiten beim Zurückkommen nicht verändert oder bewegt haben, sind neu für mich. Bisher waren meine Arbeiten auch überall verstreut. Wenn man jetzt alles versammelt an einem Ort sieht, stellt man mit Freude fest, dass in den letzten Jahren doch einiges zusammengekommen ist.
Wie würdest du deine künstlerische Herangehensweise beschreiben?
Ich arbeite meist installativ und ortsspezifisch, gerne medienübergreifend. Thematisch inspirieren mich Eindrücke aus dem Alltag, das Thema Konsum taucht immer wieder auf und natürlich ist mein Zugang stark von der Auseinandersetzung mit dem Thema Bühne im erweiterten Sinn, als Raum und Plattform, geprägt.
Womit beschäftigst du dich aktuell?
Im Moment befasse ich mich viel mit konzeptueller Malerei. Konkret experimentiere ich mit 3D-Druckverfahren und textilen Bildträgern und überführe das Dreidimensionale quasi in Flachware. Ich würde allerdings nicht so weit gehen, mich als Maler zu bezeichnen und ein Pinsel ist selten dabei.
Du wurdest eingeladen den diesjährigen künstlerischen Beitrag für die Hofkultur zu gestalten. Wie hast du dich dem Projekt angenähert?
Der Heidensand ist nicht nur ein landschaftlich reizvoller Platz am Alten Rhein, den ich mag. Ich habe mich auch mit der Geschichte des Gutshofes auseinandergesetzt, der ja in früheren Zeiten die Versorgung für das Lustenauer Armenhaus sicherstellte, Arbeitsplätze bot und heute von Biobauern bewirtschaftet wird. Mich haben der Raum und der Übergang von Natur und Kultur interessiert. Das, was wir Natur nennen, ist längst nicht mehr unberührt, sondern von Menschenhand gestaltet und als mundgerechte Erholung zum konsumierbaren Naturerlebnis geworden.
Und wie sieht deine Arbeit aus?
Meine Arbeit wird eine Art Birkenwald aus drei, drei Meter hohen Säulen aus Beton-Legobausteinen. Das Ganze wiegt an die acht Tonnen, jedes der 60 mal 60 mal 60 Zentimeter großen, würfelartigen modularen Betonelemente ist rund 520 Kilo schwer. Produziert werden die Module im Betonwerk unmittelbar neben dem Heidesand und die fertigen Säulen werden dann von mir partiell von Hand mit weißer und schwarzer Farbe bemalt, sodass ihre Oberflächen an das Erscheinungsbild von Birkenrinde erinnert.
„Das, was wir Natur nennen, ist längst nicht mehr unberührt, sondern von Menschenhand gestaltet und als mundgerechte Erholung zum konsumierbaren Naturerlebnis geworden.“
Über Valentin Hämmerle
Valentin Hämmerle, Jahrgang 1995, hat Bühnenbild an der Universität für angewandte Kunst in Wien studiert und wurde für seine Diplomarbeit mit dem Preis der Kunsthalle Wien ausgezeichnet. In den letzten Jahren war er als Set Designer in den Bereichen Theater, Mode und Film erfolgreich international tätig. Gemeinsam mit Jan Klammer leitete er von 2019 bis 2023 den Off-Space DWDS in Bregenz. Nach Wien und zuletzt Paris lebt und arbeitet Valentin Hämmerle seit Anfang des Jahres wieder in Lustenau.