News Erfolgreiche Brutsaison für die Brachvögel im Gsieg 20. Oktober 2022
Das vom Vorarlberger Naturschutzbund in Zusammenarbeit mit Grundbesitzern, Landwirten und Gemeinden durchgeführte Wiesenbrüterprojekt trägt Früchte: Schon das vierte Jahr in Folge erreichten junge Brachvögel in den Riedgebieten im unteren Rheintal das flugfähige Alter. In dieser Brutsaison wurden sogar sechs Junge der in Vorarlberg vom Aussterben bedrohten Vogelart flügge!

© Jürgen Ulmer
„Vorarlberg trägt für diese Art eine besondere Verantwortung, die über die Landesgrenzen hinausreicht: Die Brachvogel-Brutvorkommen im Rheintal sind die einzigen im Bodenseeraum. In der Schweiz brütet der Brachvogel schon seit 15 Jahren nicht mehr“, berichtet DI Rudi Alge, der Leiter der Umweltabteilung im Rathaus.
Was sind Wiesenbrüter?
Vögel, die ihre Nester am Boden anlegen und ihre Nahrung in Wiesen und Äckern suchen, werden Wiesenbrüter genannt. Unter ihnen gibt es aber große Unterschiede: Der Große Brachvogel wird über einen halben Meter groß und etwa 1 kg schwer und das federleichte Braunkehlchen wiegt bei 15 cm Größe knapp 30 g. Alle Wiesenbrüter sind Zugvögel. Die Bekassine überwintert in Südfrankreich und auf der iberischen Halbinsel, während das Braunkehlchen die Savannenlandschaft südlich der Sahara bevorzugt.
Erfreuliche Bruterfolge im Lustenauer und im Schweizer Ried

© Lukas Hämmerle
Von den sechs Brachvogeljungen, die flügge wurden, wurden fünf im Gsieg und eines in Wolfurt ausgebrütet. Vier dieser Vogeljungen stammten aus eingezäunten Gelegen. Im Gsieg erreichten erfreulicherweise zwei Brachvogelküken auch ohne diese Vorkehrung das flugfähige Alter. Nicht nur die Einzäunung, auch die Bejagung ihrer Feinde wie Wiesel, Dachs oder Marder, haben zum Bruterfolg beigetragen. Im Gsieg haben die störungsempfindlichen Wiesenvögel auch davon profitiert, dass der Modellflugplatz im Natura 2000-Gebiet aufgelassen wurde.
Außerdem gab es im neuen Inselbiotop im Auer Ried die erste Brut der auffällig gelben Schafstelze, die mit der Bachstelze verwandt ist.
„Beim Kiebitz gibt es keine so guten Nachrichten: Rund 70 Brutpaare brachten nur 45 Junge ins flugfähige Alter. So kann der Bestand langfristig nicht erhalten werden. Für den Kiebitz war das trocken-warme Wetter in der Brutsaison nicht ideal. Im wichtigsten Brutgebiet, dem südlichen Schweizer Ried, wurden vermutlich nicht mehr als sieben bis acht Junge flügge. Aufschüttungen, intensive Landwirtschaft und zunehmender Freizeitdruck dürften dort auch eine Rolle spielen“, erläutert Rudi Alge.
Dank dem Wiesenbrüterteam
Mit dem Wiesenbrüterprojekt, das auch aus Mitteln des Naturschutzfonds des Landes finanziert wird, konnten viele Maßnahmen, unter anderem Gelegeschutz, Infomaßnahmen und Anlage von Biotopen, umgesetzt werden. Ohne die tatkräftige Mithilfe vieler Partner könnte die Artenvielfalt in Vorarlberg nicht bewahrt werden. Alle sind motiviert, die Maßnahmen weiterzuführen.