News Fischbestand im Lustenauer Kanal gestiegen 6. Dezember 2019

Am Neuner Altarm1

Im Frühjahr dieses Jahres wurde auf Höhe der unteren Bahngasse eine Renaturierungsmaßnahme am Lustenauer Kanal („Neuner“), umgesetzt. Einerseits, um einen neuen Lebensraum für viele Tierarten an Land und im Wasser zu schaffen, andererseits als ökologischer Ausgleich für den im Frühjahr 2018 errichteten Radweg „Lustenauer Kanal Hard – Lustenau“. Erfreulicherweise erhöhte sich seither der Fischbestand, wie eine kürzlich durchgeführte Befischung durch das Landesfischereizentrum zeigte.

Mit der Renaturierung wurde ein einseitig angebundener Altarm neu errichtet. Weiters war geplant, die Linienführung auf ca. 200 Metern Länge zu verschwenken und Strukturen einzubauen, um eine Niederwasserrinne zu erzeugen. So sollte die Strömungsdiversität erhöht werden, um den verschiedenen Wasserorganismen verbesserte Lebensbedingungen zu bieten. Zusätzliche Bepflanzungen des Gewässerrandstreifens mit Weiden würden dann für die zunehmende wichtigere Beschattung sorgen und als Pufferstreifen dienen.

Weitere Verbesserungsmaßnahmen geplant

Die in Abstimmung mit Naturschutz und Fischerei geplanten ökologischen Maßnahmen konnten in Rücksicht auf den Hochwasserschutz und die dafür erforderlichen Mäharbeiten momentan nur teilweise umgesetzt werden: Die Größe und Anzahl an gepflanzten Weiden entlang des Neuners sorgte bisher noch nicht für eine ausreichende Beschattung und durch die Aufweitung des Flusslaufes bei der Altarmanbindung wurde die Strömungsgeschwindigkeit und -diversität vermindert, was an dieser Stelle zur Schlammablagerung führt. Der Altarm wurde mit Totholz strukturiert und stellt für jene Arten, die stehende Gewässer beheimaten, ganz besonders für Jung- und Kleinfische einen geeigneten Lebensraum dar. Außerdem dient er als Rückzugsgewässer für größere Fischarten im Hochwasserfall. Die Fische können bei jeder Wasserführung vom Hauptstrom in den Seitenarm wechseln.

Fischbestand 2018

Fischbestandsaufnahmen vor und nach der Renaturierungsmaßnahme lassen einen direkten Vergleich zu, wie sich die Neugestaltung dieses Gewässerabschnittes bisher auf die Fischfauna ausgewirkt hat: Im Herbst vor den Bauarbeiten wurden insgesamt 760 Individuen aus zwölf Fischarten auf rund 150 Metern Länge gefangen. Dominiert wurde der Bestand von Döbeln: 509 Individuen wurden gefangen und vermessen. Die nächsthäufigen Arten waren der Stichling mit 86, die Schleie mit 57, die Bachschmerle mit 49 und der Gründling mit 25 Vertretern ihrer Art. Von den anderen sieben Fischarten wurden jeweils nur einige wenige Tiere gefangen.

Neue Fischarten nach Renaturierung

Abfischen ©Christine Bösch-Vetter (2) Erfreuliche Nachrichten: Innerhalb eines Jahres seit der Renaturierung gibt es neue Fischbestände im Neuner.

Im Herbst 2019, einige Monate nach Fertigstellung der Maßnahme, wurde der Lustenauer Kanal erneut befischt. im Vergleich zum Vorjahr konnten die sieben neuen Fischarten Brachse, Elritze, Hasel, Laube, Moderlieschen, Rotfeder und Sonnenbarsch nachgewiesen werden. Davon gelten sechs Arten in Vorarlberg als gefährdet, während der Sonnenbarsch eine gebietsfremde Fischart ist. 2018 war der Döbel noch die einzige dominante Art im Neuner. Nach der Renaturierung  kommen deutlich mehr Schleien, Gründlinge und Barsche vor, gleichzeitig hat die Anzahl der invasiven Stichlinge abgenommen. Umweltgemeinderätin Christine Bösch-Vetter freut sich über die positiven Auswirkungen der Renaturierung: „Der Altarm beherbergt inzwischen besonders viele Jungfische, somit wurde dieser neu geschaffene Bereich des Lustenauer Kanals erfreulicherweise schon als Kinderstube angenommen.“

Kommt Zeit, kommt Fisch

Abfischen ©Christine Bösch-Vetter (5) Ein Hecht hat den umgebauten Neunerabschnitt bereits angenommen und wird vermessen und gewogen.

Fische sind mehrjährige Tiere, daher wird es noch einige Zeit dauern, bis sich der Fischbestand in dem neu strukturierten Bereich stabilisiert hat. „Zudem hat der Gewässerrandstreifen eine überaus große Wirkung auf den Fischbestand – sobald sich Büsche und Bäume entlang des Gewässers entwickeln, darf man sich auch eine Erhöhung der Fischbestandsdichte erwarten. Zudem erhoffen wir uns, dass noch einzelne Raubaumbuhnen eingebaut werden, um die Strömungsdiversität zu erhöhen,“ berichtet Nikolaus Schotzko von der Abteilung Fischerei und Gewässerökologie des Landes Vorarlberg. „Um die weitere Entwicklung des Fischbestandes zu dokumentieren, plant das Landesfischereizentrum jedenfalls eine weitere Bestandsaufnahme in zwei bis drei Jahren an dieser Stelle. Fest steht, es bleibt spannend.“