News Grenzbetrachtungen 14. Juli 2020

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Der in Lustenau lebende Fotograf Miro Kuzmanovic stellt in der Wunderkammer des „Botta“-Shops seine Arbeit „Grenzbetrachtungen“ aus. Auf zehn Fotografien reduziert, verwandelt der Fotograf seine umfangreiche Reportage in ein berührendes Bild zum Thema Grenze, Existenz und Alltag während des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020.

Viermal im Jahr werden in der Wunderkammer Projekte aus Kunst und Kultur gezeigt. Die Ausstellung von Miro Kuzmanovic ist noch bis Ende September zu sehen.

Foto2 Eindrückliche Aufnahmen zur Corona-Zeit.

Miro Kuzmanovic: „In täglichen Radtouren durch Lustenau fand ich während des Shutdowns eine Möglichkeit, mich frei zu bewegen. Bei einem dieser Streifzüge bot sich mir ein seltsames Bild: Auf Höhe des Grenzübergangs Wiesenrain hatte die Exekutive auf Höhe des alten Grenzsteins ein luftiges Absperrband über die Senke des Rheintals gespannt. Unter der im Wind flatternden Trennlinie fanden sich Menschen ein, um dort ein wenig (Echt-)Zeit miteinander zu verbringen. Das erste Foto dieser Serie entstand am 1. April 2020. Zu diesem frühen Zeitpunkt bestand der einzige sichtbare Hinweis auf die unüberwindbare Mauer, die sich da auftun sollte, noch allein im beweglichen Schattenwurf des rot-weiß-roten Absperrbandes, das fröhlich im Wind flatterte. Schon am darauffolgenden Tag hatte sich die Situation grundlegend geändert: Statt der angedeuteten Grenze gab es nun zwei im Abstand von einigen Metern verlaufende Grenzzäune. Bundesheersoldaten und Polizisten kümmerten sich um die Einhaltung der gebotenen Distanz. Trotz all der abschreckenden Maßnahmen trafen sich in den folgenden Wochen an diesem neuen Grenzzaun täglich unzählige Menschen beider Länder, Picknicks wurden veranstaltet, Badminton gespielt, Pizza gegessen und bereitwillig Auskunft gegeben, wen man hier treffen wollte und warum. Nach einigen Wochen kannte man sich und freute sich über das Wiedersehen mit dem Fotografen, der diese ungewöhnliche Zeit mitsamt den ungewollten Trennungen kraft ihrer Porträts festhalten wollte.“

Fotograf Miro Kuzmanovic

Miro Kuzmanovic (*1976) ist als freiberuflicher Fotograf tätig und lebt mit seiner Familie in Lustenau. Mit dem langjährigen Projekt „Signs by the Roadside“, das sich mit seiner Herkunft, Flucht und Rückkehr nach (Ex-)Jugoslawien auseinandersetzt, wurde Kuzmanovic im Frühjahr 2020 für den internationalen MACK First Book Award nominiert.