News Gut umgehen mit der Krise 3. April 2020

Die Corona-Krise greift tief in unseren Alltag ein. Viele Menschen sind verunsichert, haben Sorgen. Die Krisen- und Notfallpsychologinnen Pia Andretta und Barbara Juen der Uni Innsbruck haben Tipps, wie wir mit dieser Krise umgehen und den neuen Alltag bewältigen können.

In Quarantäne sein, in Kurzarbeit, Job- und existenzielle Ängste haben, mit den Kindern Schulaufgaben machen, auf ein Testergebnis warten, … das sind Situationen, die uns emotional belasten und bei Erwachsenen und Kindern Unsicherheit und Stress auslösen.

Luschnou hebt zämmo - Homeschool Zuhause bleiben und Unterricht über Internet haben: Mathilda hat sich schnell auf die neue Situation eingestellt.

Was hilft, wenn Ängste aufkommen?

Die Therapeutinnen empfehlen, die Strukturen im Alltag einzuhalten und nicht alles über Bord werfen. Sich nur zu bestimmten Zeiten und in seriösen Medien informieren, statt den ganzen Tag planlos im Netz suchen. Auch den Kontakt zu nahestehenden Personen via Telefon und Internet zu suchen, hilft. Dort aber nicht über das Virus sprechen, sondern über angenehme Dinge. Das, was einen normalerweise runterbringt, hilft auch jetzt. Sport, Musik hören, Lieblingsplätze in der Wohnung, kreativ werden, aufschreiben oder malen, was einen bewegt.

Gesundheitsgemeinderätin Susanne Andexlinger ist selbst Ärztin und weiß aus Erfahrung, was in Krisensituationen gut tut: „Bleiben Sie aktiv, so gut es in diesen Zeiten geht. Humor ist erlaubt! Ein Spaziergang an der frischen Luft tut dem Körper und der Seele gut. Stehen Sie zur gewohnten Zeit auf und halten Sie Ihre Gewohnheiten aufrecht. Wenn Sie sich schlecht fühlen und von Sorgen und Ängsten geplagt werden, bitte nehmen Sie Hilfe in Anspruch!“

Was können Eltern tun, um Kinder die Ängste zu nehmen?

Luschnou hebt zämmo - Oma und Opa besuchen ‘S Houoweoh aabstrauofo: Cyril spaziert dafür regelmäßig mit seiner Mama zum Haus von Oma und Opa. Das tut allen gut!

„Isolation kann bei Kindern noch mehr Unsicherheit und Stress auslösen als bei Erwachsenen“, sagt Familien- und Erziehungsberaterin Ingrid Ellensohn. Sie ist im Beziehungsservice der Volksschule Kirchdorf tätig und hilft Eltern zuhause mit wöchentlichen Tipps durch die Krise.

„Es kann helfen, jeweils am Morgen gemeinsam mit den Kindern einen Tagesplan zu erstellen und am Kühlschrank aufzuhängen. So kann jeder nachschauen, wer wann was machen will. Dabei ist es hilfreich, Lernzeit, Freizeit, Medienzeit und Spielezeit im Freien klar zu trennen. Versucht, euer Kind positiv zu bestätigen und vermeidet Strafen jeglicher Art, falls mal was nicht klappt wie besprochen.

Auch eine tägliche Familien-Mini-Konferenz ist eine Idee: Wie geht es jeder und jedem Einzelnen, was ist heute gut gelaufen, was können wir morgen anders machen? Diese besonderen Umstände sind eine Herausforderung für jede Familie. Seid nachsichtiger als sonst, mit euch selber und dem Rest der Familie.“

Kindern Zuwendung geben

Selbst ruhig bleiben und den Kindern mehr Zuwendung geben, wenn Ängste überhand nehmen, ist auch die Empfehlung der Krisenpsychologinnen, denn Angst ist ansteckend. „Lassen Sie sich von den Fragen Ihrer Kinder leiten und geben Sie dann kindgerecht und ehrlich Antworten. Schränken sie den Medienkonsum zu Corona ein. Nicht fernhalten, aber dosiert einsetzen, erklären und offen sein für die Fragen der Kinder. Auch bei den Kindern gilt: Ermöglichen Sie Ihnen sozialen Kontakte zu Freunden und Großeltern am Telefon und im Internet. Ermöglichen Sie den Kindern Spiel und Ablenkung oder seien Sie gemeinsam kreativ.

Rat und Hilfe

  1. Telefonseelsorge
    Notrufnummer 142 rund um die Uhr
  2. Rat auf Draht für Kinder und Jugendliche
    Notrufnummer 147 rund um die Uhr
  3. ifs- Erstberatungsstelle Dornbirn
    Montag bis Samstag jeweils 8.00 bis 20.00 Uhr
    T 05 1755-530
  4. Krisentelefon des Landesverbandes für Psychotherapie
    täglich 8.00 bis 20.00 Uhr T 05572 21463
  5. Suizidprävention
    www.bittelebe.at
  6. Trauertelefon
    täglich von 8.00 bis 22.00 Uhr
    T 0676 83240 3333