News „Hô bei Gott ma richt’s“ – 50. Todestag von Hannes Grabher 13. Januar 2015

Hannes Grabher kam am 4. August 1894 als siebtes Kind des Johann Baptist Grabher, „Patrizens“, und der Anna Maria geb. Grabher-Meyer, „Schôôfs“, zur Welt und erhielt den gleichen Namen wie sein Vater. Die Familie bewohnte das Haus Nr. 303 im Weiler, das 1908 die Adresse Jahnstraße 25 erhielt. Sein Vater war Lohnsticker und arbeitete nebenher als Gärtner für wohlhabende Leute und in seiner Landwirtschaft. Das bedeutete auch für den jungen Hannes, dass er als Hütebub und im Winter als Fabrikarbeiter zum Familienunterhalt beitragen musste.
Den Wunsch, nach der Volksschule die Handelsschule zu besuchen, konnte sich Hannes Grabher vorerst nicht erfüllen und so begann seine Berufskarriere als Laufbursche in einer Stickerei. Er arbeitete sich später zum Speditionsleiter hoch. Der erste Weltkrieg, den er an der Südfront mitmachte, unterbrach seine Berufslaufbahn. Nach dem Krieg konnte er endlich die Handelsschule besuchen und schloss sie 1920 ab. Danach fand er bei der Firma Schmidheiny Arbeit, die er bis zur Pensionierung 1963 ausüben sollte. Seine Stellung als Grenzgänger nutzte er während des zweiten Weltkrieges, um Medikamente zu besorgen oder Briefwechsel für Kriegsgefangene zu organisieren.
Sportkarriere als Leichtathlet, Turner und als Fußballspieler

Als Fußballspieler lief der sportliche junge Mann für den FC Lustenau und als Turner für den Turnverein TV 1880 (Vorläufer der Turnerschaft Jahn) auf. Seine größten Erfolge feierte Hannes „Jonny“ Grabher aber als Leichtathlet beim FC 07. Bei den ersten „Olympischen Wettkämpfen“ in Vorarlberg im September 1920 – darunter verstand man Leichtathletikbewerbe – gewann er Gold in den Disziplinen 100 Meter, 200 Meter, Weitsprung und Speerwurf.
Auch bei den ersten Landesmeisterschaften der Leichtathleten 1922 gewann er vier Titel und stellte dabei zwei Landesrekorde auf. Beim Turnverein begann auch die literarische Karriere von Hannes Grabher. Er schrieb viele Texte für das Turnerkränzli im Fasching – vorzugsweise natürlich auf Lustenauerisch.
Wegbereiter der literarischen Karriere
Schon 1927 erschien sein erstes Gedicht in der Feierabend-Beilage des Vorarlberger Volksblattes, damals allerdings noch auf Hochdeutsch. Eine Begegnung mit dem Dornbirner Mundartdichter Armin Diem im Jahre 1934 veranlasste Hannes Grabher, sich auf die Mundartdichtung zu konzentrieren. Außerdem pflegte er Freundschaften und Austausch mit Künstlern wie Eugen Andergassen, Hans Strobel und Eugen Jussel. Auch Handelsschuldirektor Ernst Scheffknecht war eine Persönlichkeit, die seine Dichtung beeinflusste.
Meisterhafter Mundartdichter
Seine ersten Gedichte veröffentlichte Hannes Grabher in verschiedenen Zeitschriften. Sein erster Gedichtband erschien 1937. Dieser wurde in Lustenau – in Anspielung auf das Titelbild – als „Dar Gauoßbock“ bekannt. Viele Gedichte – vor allem seine heiteren – sind aus wahren Begebenheiten entstanden. Unter den Titeln „Uf om Bänkli“ und „So is 's Läobo“ folgten 1950 und 1963 weitere Mundartgedichtbände. Auch in Schriftdeutsch veröffentlichte er unter dem Titel „Der Harfner“ 1946 einen Gedichtband. Ein paar Gedichte in Schwyzardütsch, die in seinen Mundartgedichtbänden veröffentlicht wurden, runden sein lyrisches Werk ab.
Die bestimmenden Faktoren im dichterischen Werk von Hannes Grabher sind die heimatliche Landschaft, der Lustenauer Volkscharakter sowie der urwüchsige Dialekt. Meisterhaft verstand er es, die Empfindungen und Gemütsregungen seiner Mitmenschen, ihre Stärken und Schwächen einzufangen. Die Bandbreite seiner Gedichte reicht von Heiterem bis zu Ernstem. Sein Witz ist dabei nie plump oder roh, sondern feinsinnig und gelegentlich mit leichter Selbstironie durchzogen. Das Nachdenkliche in seinen Gedichten wirkt nie schulmeisterlich oder aufdringlich. Er vermochte „Stimmungsreize in die Mundart zu übersetzen, die der bisherigen Dialektdichtung noch nicht zugänglich waren“. Somit zählt er unbestritten „zu den Vätern (oder Ahnen, je nachdem) der Mundartschaffenden im Rheintal“. (vgl. dazu Lustenau-Chronik, S. 349 ff)
Persönliches
Seit 1924 war er mit Maria geb. Schlachter (*1899), einer Tochter des Gemeindearztes Dr. Franz Schlachter, verheiratet. Der Ehe entstammten fünf Kinder: Sieglinde (*1925), die selbst in die Fußstapfen des Vaters getreten ist und heuer den 90. Geburtstag feiert, Friedmund (*1927), Hubert (*1932), Hadwig (*1936) und Hans (*1936). Im Herbst 1964 verlieh die Marktgemeinde Lustenau Hannes Grabher in Anerkennung seiner künstlerischen und kulturellen Leistungen ihren Ehrenring.