News Junge Malerei in der Galerie Hollenstein 8. März 2018
Malerei und Raum
Was Sarah Bechter, Martin Bischof und Drago Persic gemeinsam haben, ist das Interesse am Ausloten der raumbildenden Möglichkeiten von Malerei. Die unterschiedlichen Facetten des Wechselspiels zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, zwischen raumproduzierender und raumgreifender Wirkung der Leinwand werden dabei aber höchst unterschiedlich ausformuliert.
Martin Bischof: Malerei als Versatzstück
Martin Bischof wurde 1979 geboren. Seine Arbeiten funktionieren als Versatzstücke, die nach den konstruierenden Eigenschaften von Fläche, Linie und insbesondere Farbe fragen. Linien werden auf seinen Leinwänden zu Streifen, häufig in Komplementärfarben nebeneinandergesetzt. Flächen knicken und spannen so Zwischenräume auf. Knalliges Orange setzt der Künstler neben stumpfe Brauntöne, Pink und Gelb tauchen immer wieder auf, häufig in unmittelbarer Nähe zueinander: „Mich interessieren vor allem auch die hässlichen Farben“, sagt Bischof über seine Arbeit im Gespräch mit Claudia Voit. Als Ausgangspunkt dienen ihm Architekturfotografien und -zeichnungen, aber auch gebaute Objekte aus Holzlatten und -platten, Gips und Lack, von denen einige ebenfalls in der Ausstellung präsentiert werden. Beim Umwandern in der Bewegung dieser Skulpturen werden unterschiedliche Bildzusammenhänge sichtbar, die sich teilweise auf den Leinwänden wiedererkennen lassen. Obwohl seine Arbeiten also immer wieder auch ins Dreidimensionale ausgedehnt werden, bleibt der Künstler stets der Malerei verpflichtet: Auf der Leinwand manifestieren sich seine Fragen nach der Beziehung zwischen Raum und Bild, Bild und Abbild, Möglichem und Unmöglichem.
Sarah Bechter: Architekturen des Spiels
Die 1989 geborene Sarah Bechter setzt sich mit Architekturen des Spiels in seiner gesellschaftlich institutionalisierten Form – als Stadion Sportpool oder Tartanbahn - auseinander: „Ich beschäftige mich mit dem Spiel beziehungsweise dessen Abwesenheit, der Langeweile. Die aber immer die Möglichkeit beinhaltet, sich unterhalten zu lassen, theoretisch“, formuliert es die Künstlerin. Entsprechend entwickelt sich auch ihre Malerei mit spielerischer Leichtigkeit in stets überraschenden Umdeutungen ihrer Motive: Die charakteristische Begrenzung eines Sport-Schwimmbeckens rückt vom Rand in die Bildmitte und wird zum dominanten, den Blick in die Tiefe ziehenden Streifen; auf dem nächsten Bild wandelt sich der Streifen zur Begrenzung der Laufbahn einer Tartanbahn, das Blau des Wassers wird zum Basketball-Spielfeld und macht sich im wiederum nächsten Bild selbstständig als gelber Sportmatte, die sich auffaltet. Die junge, aber bereits mehrfach ausgezeichnete Künstlerin verfolgt – entsprechend ihrem Werkthema des „Spiels“ – auch in ihrer Arbeit ganz konsequent ein strenges Regelwerk: sie bevorzugt ein annähernd quadratisches Format für ihre großformatigen Gemälde, dazwischen tauchen kleine Formate auf, die als Scharniere zwischen unterschiedlichen Bildmotiven funktionieren und die Motiv-Entwicklungen von der Tribüne zum Pool zur Tartanbahn nachvollziehbar werden lassen. In der Galerie Hollenstein bespielt sie mit ihren Leinwänden den kompletten ersten Ausstellungsraum, in dem die einzelnen Leinwände – nicht ohne Witz – in einem formalistischen Gespräch zueinander zu stehen scheinen.
Drago Persic: Stoffliches in Schwarz-Weiß
Drago Persic ist Jahrgang 1981. Er arbeitet seit vielen Jahren sehr kompromisslos ausschließlich in Schwarz-, Weiß- und Grautönen und macht dies in unvergleichlicher technischer Präzision. Auf seinen Leinwänden finden sich häufig isolierte, freigestellte Objekte und – wenngleich seltener – Körper, umgeben von einer abstrakten, monochromen Fläche. Dabei interessiert ihn vor allem das Motiv des Tuchs, das als Vorhang, als Kleidungsstück oder als etwas verhüllendes Element auftaucht und sich verselbständigt. Beleuchtet durch künstliche Lichtquellen, die selbst als Motive ins Bild rücken und an Foto-Settings oder Bühnenbeleuchtung erinnern, entwickeln sich zu den dramatischen Falten- zusätzlich auffällige Schattenwürfe, die an dramatische Bühneninszenierungen erinnern, in denen die Requisiten allerdings die Hauptrolle übernehmen. In Arbeiten der jüngeren Zeit werden diese bühnenhaften Räume kombiniert oder überlagert von Bildräumen, die sich aus der digitalen Bildbearbeitung ergeben: das digitale Äquivalent zum leeren Bühnenraum ist die grau-weiß-karierte Fläche des Transparenzraums in Photoshop, die sich vom Bildrand zunehmend in die Bildmitte drängt. Im großen Ausstellungsraum der Galerie Hollenstein präsentiert der Künstler eine Auswahl seiner Arbeiten der letzten acht Jahre, die diese Entwicklung sichtbar werden lässt.
Ausstellungsrundgänge mit den KünstlerInnen
An drei Terminen wird es während der Laufzeit die Möglichkeit geben, mit den KünstlerInnen ins Gespräch zu kommen: Jeweils an einem Freitagabend führen Sarah Bechter, Martin Bischof und Drago Persic gemeinsam mit Kuratorin Claudia Voit bei freiem Eintritt durch die Ausstellung.
bildraumwelten
Ausstellungsdauer: 17. März bis 22. April 2018
Galerie Hollenstein – Kunstraum und Sammlung
Öffnungszeiten während der Laufzeit: Freitag, Samstag, Sonn- und Feiertag 15 bis 19 Uhr
Rahmenprogramm und Vermittlung
Freitag, 16. März, 19 Uhr
Eröffnung
Begrüßung durch Bürgermeister Kurt Fischer
Zur Ausstellung spricht Claudia Voit
Freitag, 30. März, 18 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Drago Persic
Freitag, 13. April, 18 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Martin Bischof
Freitag, 20. April, 18 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Sarah Bechter
Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.