News Lustenau gedachte seines Ehrenbürgers Dieter Alge 30. November 2022

dieteralgetrauersitzung

Anlässlich des Ablebens des Lustenauer Ehrenbürgers Altbürgermeister Dieter Alge trat die Gemeindevertretung am Donnerstag, den 17. November, zu einer feierlichen Trauersitzung zusammen. Den Festakt umrahmte ein Streichquartett aus Pädagog:innen der Musikschule, Bürgermeister Dr. Kurt Fischer hielt die Trauerrede auf den Verstorbenen. Zum Festakt war die Bevölkerung herzlich eingeladen, zahlreiche Ehrenzeichenträger:innen und ehemalige Weggefährten von Dieter Alge und die Trauerfamilie nahmen teil.

Aus der Trauerrede des Bürgermeisters

„Geschätzte Mitglieder der Lustenauer Gemeindevertretung, liebe Gäste dieser Trauersitzung, seien Sie herzlich willkommen geheißen, Sie erweisen unserem verstorbenen Ehrenbürger Altbürgermeister Dieter Alge mit Ihrem Besuch die Ehre. Unser besonderer Gruß geht an die Familie des Verstorbenen, an Euch liebe Hermi, lieber Wieland, liebe Verena.

Die Marktgemeinde Lustenau trauert um ihren Ehrenbürger Altbürgermeister Dieter Alge und möchte ihn und sein Wirken in dieser Trauersitzung in Erinnerung rufen. Diese Würdigung ist der Versuch einer gesprächsweisen Erinnerung, einer Annäherung im Zuhören. Hören wir zu Beginn einen Auszug aus der Abschiedsrede seines Sohnes Wieland, der seinen Vater bei der Trauerfeier Ende Oktober in der Pfarrkirche Peter und Paul mit berührenden Worten so charakterisiert hat:

»IMMER VORAUSDENKEN! Immer gut vorbereitet sein. Alle Eventualitäten schon bedacht haben. Ein Motto, das meinen Papa ein Leben lang begleitet hat und nicht nur ihn sondern auch mich und viele von euch geprägt hat.«

Vorausdenkend, vorausschauend – das Lustenauer Zoubrsprüchli »Hô bei Gott, ma richt’s« nicht als Ausdruck von Fatalismus, sondern steter Hoffnung und begründeter Zuversicht, begründet im Anspruch an das eigene Handeln, die eigene Verantwortung, und an die Eigenverantwortlichkeit der Menschen.

Heute bei dieser Trauersitzung für unseren Altbürgermeister und Ehrenbürger Dieter Alge ist dieser auf unterschiedliche Weise präsent: durch die zahlreichen Spuren seines Wirkens, vor allem aber in unserer Erinnerung. Erinnerung ist nicht nur Spurensuche, sondern auch Zuspruch, ist die Möglichkeit, mit dem Menschen, der von uns gegangen ist, erinnernd das durchzusprechen, was ihm wichtig war, was ihn in seinem Wesen angesprochen, in seinem vielfältigen Tun angeleitet hat – gesprächsweises Erinnern.

Ich habe in letzter Zeit viele Reden nachgelesen, die Dieter Alge in seiner Zeit als Bürgermeister, aber auch zuvor und danach, zu unterschiedlichen Anlässen, freudig-feierlichen und auch traurigen, gehalten hat. In der wie er es nannte »unvollständigen Sammlung von Reden zu besonderen Anlässen« – eine in der Gestaltung höchst bescheidene und uneitle Sammlung von bemerkenswerten Reden –, spricht uns ein verantwortungsvoller Sachpolitiker an, ein leidenschaftlicher Demokrat, ein wacher Zeitkritiker, aber auch ein sehr musischer Mensch, mit seiner Heimatgemeinde, seiner »Ortsfamilie« in großer Zuneigung verbunden, ein im besten Wortsinn Liberaler, mit seiner Liebe zu Freiheit, zu den Menschen, zur Kultur.

„Neben einer Sachpolitik mit Augenmaß“, so hat Dieter Alge in seiner Abschiedsrede als Bürgermeister vor knapp 30 Jahren betont, „braucht es eine Politik mit Visionen“. Darum immer vorausdenken, den Möglichkeitssinn stärken, und hoffnungs- und verantwortungsvoll an einer besseren Zukunft bauen. So war für Dieter Alge seine intensive Beschäftigung mit der Geschichte, insbesondere mit der Geschichte seiner Heimatgemeinde Lustenau, immer ein Teil seines Vorausdenkens. »Will eine Gemeinschaft sich selber erkennen, ihr Werden und damit ihr Wesen begreifen, kann sie dies nur aus dem Wissen und den Erkenntnissen aus einer gemeinsamen Geschichte«, betonte Dieter Alge vor 35 Jahren in seiner Festrede zu »1100 Jahre Lustenau«.

Ausgestattet mit einem »Gewissen des Morgen« und einer »Parteilichkeit für die Zukunft« – wie es in Ernst Blochs Prinzip Hoffnung heißt – hat Dieter Alge in seiner Heimatgemeinde Lustenau gewirkt. Vorausdenkend konnte er wichtige Vorhaben umsetzen: Dieter Alge nennt rückblickend den Reichshofsaal als Kultur- und Begegnungsort, den Ausbau der Pflegeangebote, ein verbessertes Sportstättenangebot, die Schaffung des Industriegebietes Nord, die sehr erfolgreiche aktive Bodenpolitik, und die Investitionen im Bildungsbereich. Besonders stolz war er, dass er noch als aktiver Bürgermeister die Zusage des Unterrichtsministeriums für die Errichtung eines Gymnasiums in Lustenau erreichen konnte.

Kultur und Bildung waren für Dieter Alge ganz zentrale Themen, besser gesagt Handlungsfelder. Anlässlich der Eröffnung dieses Kultursaales hat er »Kultur« weit und offen definiert: »Dort, wo Menschen zusammenkommen, gemeinsam Leben gestalten und formen, sich gegenseitig anleiten, unterstützen und auch bewundern, geschieht Kultur in ihrer eigentlichen Bedeutung.« Dieter Alge war stolz auf die Lustenauer Kultur- und Bildungslandschaft. Investitionen in Bildung, in die Zukunftsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen hatten bei ihm als vorausdenkendem Politiker höchste Priorität. Und so zitierte er in diesem Zusammenhang gerne Benjamin Franklin: »Eine Investition in Bildung bringt immer noch die besten Zinsen.« Wenn jemand, der so denkt und handelt, mit dreißig Jahren Finanzreferent wird und dann über 20 Jahre Budgets maßgeblich prägt, dann ist das ein Glücksfall für die Bildungslandschaft. Dieter Alge handelte im Bewusstsein, dass es »immer wieder neuer Impulse bedarf, um dem Idealbild einer Bildungsgesellschaft näher zu kommen.«

Politik war für Dieter Alge eine Berufung, er hat für die Politik, nicht von der Politik gelebt. Diese Unterscheidung findet sich in Max Webers Vortrag »Politik als Beruf«, wo sich auch dieser vielzitierte Satz findet: »Die Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich.« Mit großer Leidenschaft und Augenmaß hat Dieter Alge für seine Gemeinde gearbeitet, war auch seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Gemeinde ein großes Vorbild, ein »Sir«. Eine in Vertrauen und Wertschätzung gegründete demokratische Kultur der Zusammenarbeit und des friedlichen Zusammenlebens war für ihn wichtige Voraussetzung oder wie er es nannte »Garant für eine glückliche Ortsfamilie«.

Mit kritischem Blick hat Dieter Alge die Gefahren und Feinde der liberalen Demokratie erkannt und benannt: »Auch nach mehr als 50 Jahren verfassungsmäßiger und gelebter Demokratie sollte uns bewusst sein, dass diese Pflanze immer neu gehegt und gepflegt werden muss, wenn sie blühen und gedeihen soll. Und gerade dann, wenn sich da und dort gewisse Ermüdungserscheinungen einstellen wollen und wenn das Dienen in und an einer Gemeinschaft nicht mehr zu den selbstverständlichen moralischen Grundwerten in einer Gesellschaft gehört, kann uns ein mahnendes Wort des ersten deutschen Bundespräsidenten nach dem Krieg Theodor Heuss helfen: »Demokratie stirbt als Institution und als Lebensgefühl an dem »ohne mich«, aber sie lebt aus dem »mit mir« und dem »mit dir«.“ Keine Gesellschaft ist gegen den Populismus immun, aber eine lebendige Demokratie hat ein gesundes Immunsystem, sie vermittelt den Menschen Identität und Würde, um sich populistischen Hetzern und Spaltern entgegenzusetzen. »Die Demokratie, so Dieter Alge, „steht immer in Gefahr, sich wieder einmal ins Gegenteil zu kehren. Wir alle sind aufgerufen, dafür zu sorgen, dass eine zutiefst ehrliche demokratische Gesinnung auch in unseren Nachkommen Wurzeln schlägt. Dazu ist es notwendig, tagtäglich auch in kleinen Dingen Demokratie nicht zu predigen sondern vorzuleben.“

Gegen einen, wie Max Weber es nennt, »Todfeind« liberaler demokratischer Politik war unser Ehrenbürger besonders und erstaunlich immun: die Eitelkeit. Im krassen Gegensatz zu den Schauspielern auf der politischen Bühne war Dieter Alge eitle Selbstbespiegelung völlig fremd. Er wusste, dass diese meist nur kurzfristig auf den momentanen Erfolg fixiert sind und von Stimmungen und Umfragen bestimmt nicht nachhaltig vorausdenken. Immanuel Kant unterscheidet in seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“ zwischen einem »moralischen Politiker« …, der die Prinzipien politischer Klugheit so nimmt, »daß sie mit der Moral zusammen bestehen können, und einem »politischen Moralisten, … der sich eine Moral nach seinem eigenen Vorteil schmiedet. Dieter Alge war ein moralischer Politiker, mit hohen Ansprüchen an sich selbst und auch an die Gesellschaft.

Dabei war er kein lauter Solist, sondern ein Chorsänger und auch Dirigent. Statt mit gewaltigem Fortissimo zu übertönen, suchte er mit leisen, klaren Tönen zu überzeugen, im besten Fall – aber nicht um jeden Preis – in Einklang und Harmonie. Auch in dieser Hinsicht war und ist er ein großes Vorbild und verdient höchsten Respekt.

Apropos Harmonie: »bodenständig und doch weltoffen, hart arbeitend und dabei lebenslustig, mit einer feinfühligen musischen Begabung ausgestattet«, so beschrieb Dieter Alge das Lustenauer Wesen – und diese liebevoll-idealisierende Charakterisierung hat sich in seinem eigenen Wesen realisiert. Ob beim Kirchenchor oder in Paulis Chörle, oder bei geselligen Anlässen mit der Feuerwehr, das gemeinsame Singen und Musizieren hat ihn tief berührt und inspiriert. Die Kraft für sein vielfältiges Wirken – weit über die Politik hinaus – schöpfte Dieter Alge aus seiner Familie. Aus ihr, so betonte er, »erwächst Stärke und Kraft, mit der wir ganz unbewusst die vielfältigen, nicht immer leichten Aufgaben im Berufsalltag meistern können.« Bei seinem Abschied aus der Politik dankte er seiner Frau Hermi und seinen Kindern für den Verzicht auf unzählige Stunden des Zusammenlebens, »für das Verständnis, das eine Verschmelzung von privater mit öffentlicher Sphäre beinhaltet und manchmal ganz schön belastend sein konnte.« Seiner Familie, die ihm so viel bedeutet hat, sind wir zu höchstem Dank verpflichtet, für ihren Verzicht in all den Jahren, und auch für das, was sie geleistet haben, „als die Krankheit ihn daheim einsperrte“, wie es Wieland in seiner Abschiedsrede für seinen Vater ausgedrückt hat. In dieser langen Zeit war Hermi seine Botschafterin ins Gemeindeleben, gleichsam die Brücke, die Verbindung zu seiner »Ortsfamilie«.

Dieter Alge war auch ein leidenschaftlicher und unermüdlicher Botschafter und Brückenbauer. Und so hatte für ihn, wie er rückblickend in seiner Abschiedsrede betonte, »die Pflege von überörtlichen Kontakten und Zusammenarbeit« einen hohen Stellenwert. Ein ganz besonderes Anliegen war ihm ein gutes Verhältnis mit den Schweizer Nachbargemeinden.

Dieter Alge sprach gesellschaftspolitische Herausforderungen offen und sachlich an, ohne jede Polemik oder populistische Verkürzungen. Im Gegenteil, er warnte vor Menschen, die »rasche und radikale Lösungen parat haben«, die mit einem vermeintlich einfachen Weg locken, ohne die mühsamen und zeitaufwändigen »Wege des Verhandelns, des Vor- und Nachgebens, und des Erklärens von Entscheidungen. Immer das Gemeinwohl im Sinn, im Selbstverständnis eines Bürgermeisters für alle, hatte er auch intergrationspolitische Herausforderungen in Lustenau im Blick, die vielen Menschen in Lustenau, »denen denen zwar Plätze in unserer Wirtschaft eingeräumt sind, die aber vorerst noch keinen Platz in unserer Gesellschaft gefunden haben.« Integration sah Dieter Alge als langwierigen Weg, für den beide Seiten Geduld und die Einsicht brauchen, »dass am Ende des Weges zwar keine bedingungslose Integration stattfinden wird, sehr wohl aber ein friedliches Neben- und Miteinander stehen kann.« Für die Qualität unseres künftigen Lebens brauche es »Gemeinsinn, Toleranz und Friedfertigkeit.« Einiges im Umdenken der vergangenen Jahre lasse diese erstrebenswerten und unverzichtbaren Eigenschaften vermissen. Sie vorzuleben und in Erinnerung zu rufen sei eine vornehme Pflicht aller im öffentlichen Leben Stehenden sein.

Die Qualität unseres künftigen Lebens – das ist wohl der inhaltliche Kern von Dieter Alges unermüdlichem Vorausdenken. Daher möchte ich meine gesprächsweise Erinnerung mit einem hoffnungsvollen Ausblick, mit dem er seinen Vortrag zum Jubiläum »100 Jahre Marktgemeinde Lustenau« beendet hat:

»Den Dank für Geleistetes verbinden wir an einem solchen Tage mit der Bitte und der Hoffnung, es möge der Marktgemeinde Lustenau auch künftig eine friedliche Zeit beschieden sein, eine Zeit, in der sich unsere geliebte Heimatgemeinde in Freiheit und in einem gesellschaftlichen und politischen Grundkonsens weiter entfalten kann zum Wohle aller ihrer Bewohner, in einem prosperierenden Land Vorarlberg, eingebettet in eine lebendige Region an Bodensee und Rhein und in einem zusammenwachsenden Europa.«

So hat Dieter Alge ein Zukunftsbild vorausgedacht, unsere Region, das Rheintal als Chancentals, als chancenreicher Lebensraums. Kein nostalgisches „Zurück zur guten alten Zeit“, sondern etwas Vorausgedachtes. Vorausdenken, der Anspruch von Dieter Alge an sich selbst. Vorausdenken, der Anspruch an uns, die wir uns gesprächsweise an unseren Ehrenbürger und Altbürgermeister dankbar erinnern.

In großer Dankbarkeit und höchster Anerkennung verneigt sich die Marktgemeinde Lustenau vor ihrem Ehrenbürger und Altbürgermeister Dieter Alge und wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Durch die vielfältigen Spuren seines Wirkens aber auch durch sein großes Vorbild wird er weiterleben in unserer Erinnerung und so auch weiterwirken.“

Nachruf Dieter Alge (21.7.1940-24.10.2022)

P132 Foto Studio 22

„Dieter Alge wurde am 21.7.1940 in Lustenau geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule absolvierte er auch die Handelsschule in seiner Heimatgemeinde. Danach trat er eine Stelle in der Privatwirtschaft an. Schon früh engagierte er sich in der Kommunalpolitik. 1965 wurde er im Alter von knapp 25 Jahren für die FPÖ in die Gemeindevertretung gewählt. Fünf Jahre später übertrug ihm der damalige Bürgermeister Robert Bösch das wichtige Ressort des Finanzreferenten der größten Marktgemeinde Österreichs und nur zwei weitere Jahre später wurde er außerdem noch Vizebürgermeister. Als Robert Bösch 1982 vom Amt des Bürgermeisters zurücktrat, wählte die Lustenauer Gemeindevertretung Dieter Alge mit den Stimmen der FPÖ zu seinem Nachfolger. In dieser Position wurde er bei Gemeindewahlen zweimal, 1985 und 1990, bestätigt. Mit Dieter Alge hielt ein neuer politischer Stil Einzug ins Rathaus. Im Unterschied zu seinem Vorgänger Robert Bösch war er ein Mann der leisen Töne. Dennoch verfolgte er stets eine klare Linie. Für ihn war, wie er es rückblickend einmal ausdrückte, „eine sachlich richtige Entscheidung auch eine politisch richtige Entscheidung“. So verfolgte er ein einmal anvisiertes Ziel auch dann, wenn ihm der tagespolitische Wind ins Gesicht blies. Dieter Alge, der durch anderthalb Jahrzehnte auch Ortsparteiobmann der FPÖ war, haftete durch seine Herkunft – sein Vater Oskar vertrat die FPÖ und ihre Vorgängerorganisation, den VdU, durch viele Jahre in der Gemeindevertretung – gleichsam freiheitlicher „Stallgeruch“ an, aber es war der „Stallgeruch“ der liberalen siebziger Jahre. So geriet er nach Beginn der „Ära Haider“ ab 1986 immer häufiger in einen Gegensatz zur Bundespartei. Am deutlichsten wurde das beim sogenannten „Ausländer-Volksbegehren“ zu Beginn des Jahres 1993. Wie sein späterer Nachfolger Landesrat Hans-Dieter Grabher artikulierte auch Dieter Alge öffentlich sein Unbehagen über das von Jörg Haider initiierte Volksbegehren. Obwohl er dieser Art, Politik zu betreiben, persönlich ablehnend gegenüberstand, weil seiner Ansicht nach „damit eine gefährliche Emotionalisierung und Polarisierung verbunden war“, plädierte er dafür, „die geleisteten Unterschriften [..] als Ausdruck von nicht unbegründeten Ängsten“ zu sehen, „die von Bund und Ländern durch ausgewogene Maßnahmen zu zerstreuen sind“. Als Dieter Alge am 30.9.1993 sein Amt als Bürgermeister aus freien Stücken zurücklegte, verließ ein Mann die politische Bühne, der wegen seiner Fairness und Sachlichkeit über alle Parteigrenzen hinweg großes Ansehen genoss. Dies kommt nirgends deutlicher zum Ausdruck als in einer Abschiedsadresse, welche die Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertreter der Alternativen Liste in einer ihrer Parteiaussendungen veröffentlichten und in der sie betonten: „Auch wenn wir […] die Lustenauer Gemeindepolitik, die er nach außen hin repräsentierte und kraft seines Amtes als Bürgermeister zu vollziehen hatte, vor allem in Sachen S 18, Verkehrs-, Sozial- und Bildungspolitik heftig attackiert haben, so haben wir seiner Person immer eine ehrliche Wertschätzung entgegengebracht. Sein politischer Stil war besonnen und seriös, in Rededuellen schlagfertig, bisweilen auch bissig. Er hatte eine klare Linie, schöne Worte. Lächelnde Anbiederung an den Wähler und geschwätzige Unverbindlichkeit waren seine Sache nicht. Als Parteimann war er einer der aussterbenden, echten Liberalen innerhalb der FPÖ, der sich – wie zuletzt in Sachen Ausländer-Volksbegehren –auch nicht scheute, gegen den Strom der Parteilinie zu schwimmen. Er war stets redlich bemüht, das Gemeinwohl vor Einzel-, Gruppen- oder Parteiinteressen zu stellen.“ Dieter Alge, der nach seinem Rücktritt als Bürgermeister zum „Gemeindeverband für Abfallwirtschaft und Umweltschutz“ wechselte, hat, wie es der grünalternative Gemeinderat Hans Bösch ausdrückte, „die politische Kultur in Lustenau entscheidend mitgeprägt“. Die Marktgemeinde verlieh ihm am 26.10.1998 „in Anerkennung und Würdigung der besonderen Verdienste als Bürgermeister und politischer Mandatar“ ihre Ehrenbürgerwürde.“
Dr. Wolfgang Scheffknecht, Historisches Archiv der Marktgemeinde Lustenau