News Neuer Lebensraum für seltene Libellen und Wasserpflanzen 20. März 2019

Renaturierung Landgraben - Gsieg

Die Renaturierung eines über 700 m langen Abschnittes des Landgrabens im Europaschutzgebiet „Gsieg - Obere Mähder“ wurde Mitte März abgeschlossen. In etwas mehr als vier Wochen hat der Landesflussbauhof die geradlinigen Uferböschungen abgeflacht, Holzverbauungen entfernt und die Grabensohle verbreitert. Durch diese Gestaltungsmaßnahmen konnte der kanalartige Graben an der Lustenauer Gemeindegrenze zu Dornbirn als wichtiger Lebensraum deutlich aufgewertet werden.

Schutz der Helm-Azurjungfer – Zeigerart für intakte Gewässer

Wesentliches Ziel der Renaturierung ist die Förderung der Helm-Azurjungfer, einer Zeigerart für wertvolle, intakte Wasserlebensräume. Diese vom Aussterben bedrohte Libellenart ist durch die „Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie“ europaweit geschützt und in ganz Österreich nur noch in Vorarlberg zu finden. Sie lebt an verwachsenen Bachläufen und Wiesengräben bis ca. 800 m Seehöhe, die sich durch relativ sauberes, kalkhaltiges und langsam fließendes Wasser auszeichnen. Wesentlich für ihr Vorkommen ist eine dichte, im Winter grüne Unterwasservegetation vor allem mit Wasserminze (Mentha aquatica) und Brunnenkresse (Nasturtium officinale).

Renaturierung - Libelle Helm-Azurjunger Die Ansprüche der Helm-Azurjungfer, einer unscheinbaren Libellenrarität, wurden bei der Gestaltung des Landgrabens besonders berücksichtigt.

Versteckte und anspruchsvolle Lebensweise

Die Helm-Azurjungfer fliegt von Mai bis August. Diese Art ist extrem standorttreu und entfernt sich nur selten weiter als einige 100 m vom Gewässer. Deshalb kann sie beim Verlust der ursprünglichen kaum neue Lebensräume besiedeln, was sie äußerst anfällig gegen Baumaßnahmen an ihren Gewässern macht. Die Eier werden vom Weibchen vor allem in untergetauchte Pflanzenteile eingestochen. Dabei sind beide Partner in einer Tandemstellung miteinander verbunden: Das Weibchen taucht zur Eiablage unter, während das Männchen meist nur den Hinterleib eintaucht. Die Larven verstecken sich in den Unterwasserpflanzen. Ihre Entwicklungszeit beträgt je nach Temperatur des Gewässers ein bis zwei Jahre.

Renaturierung für eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt

Die Helm-Azurjungfer ist jedoch nur ein Glied in einem dichten Lebensnetz: Profitieren soll etwa auch das Gefärbte Laichkraut – eine sehr seltene, ebenfalls stark bedrohte Wasserpflanze, die in den Riedgräben der Umgebung noch in kleinen Beständen vorkommt. Und nicht zuletzt hilft die Grabenaufwertung auch bedrohten Wiesenbrütern, wie dem Großen Brachvogel, für dessen Küken steile Böschungen zu Todesfallen werden können: Immerhin zählt das Lustenauer Gsieg zu den bedeutendsten Brutgebieten für diesen selten gewordenen Riedvogel in ganz Österreich.

Damit die gesteckten Ziele auch tatsächlich erreicht werden, sind Pflegemaßnahmen, wie etwa der Schnitttermin, an die besonderen Ansprüche dieser Arten anzupassen. Gemeinsam mit Fachleuten sowie den Grundeigentümern – der Ortsgemeinde Schmitter und der Stadt Dornbirn, die Flächen zur Verfügung gestellt haben – werden bis zum Sommer konkrete Vorschläge erarbeitet.