News Robert Bösch 1922 - 1983 28. April 2022

Am 30. April 2022 hätte Lustenaus Ehrenbürger Robert Bösch seinen 100. Geburtstag gefeiert. Ab 1960 hatte er rund 22 Jahre lang das Amt des Bürgermeisters von Lustenau inne und verstarb relativ bald nach seinem Rücktritt am 16. Jänner 1983. Eine vollständige Biographie und Aufzählung seiner vielfältigen politischen Tätigkeiten als u.a. Landtagsabgeordneter und Landesparteiobmann der FPÖ, aber auch eine kritische Aufarbeitung seiner Amtszeit, würden den Rahmen eines Artikels im Gemeindeblatt sprengen. Vielmehr soll hier einfach an einen Menschen erinnert werden, der Lustenau nach dem Zweiten Weltkrieg wesentlich geprägt hat. (Foto Heuberger)

V168 Die Gemeindevertretung der Periode 1960 bis 1965 wählte Robert Bösch am 23. April 1960 erstmals zum Bürgermeister.

Die Amtszeit von Robert Bösch als Bürgermeister deckte sich mit dem Beginn eines stetigen, teils stark anwachsenden Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums in Lustenau. Die hauptsächlich von der Stickereiwirtschaft getragenen Gewerbesteuereinnahmen spülten besonders nach 1970, vor allem aber ab 1976 große Geldmittel in die Gemeindekasse. Als dann die große „Nigeria Krise“ ihre Spuren im Gemeindebudget hinterließ, war Robert Bösch schon tot.

K N-00849 Bitte noch ausschneiden Der Bau des Parkbades und Wohnraumbeschaffung für die wachsende Bevölkerung waren unter Robert Bösch wichtige Themen.

Ein Rückblick von Bürgermeister Dieter Alge in seiner Trauerrede vor der Gemeindevertretung im Jänner 1983 verdeutlicht das große während der Amtszeit von Robert Bösch in Lustenau umgesetzte öffentliche Bauvolumen: „So wurde ein Schulbauprogramm verwirklicht, das die Volksschulen Hasenfeld und Rotkreuz, die Hauptschule Rheindorf, eine Haushaltungsschule und die Ansiedlung der Bundeshandelsakademie umfasste. Gleichzeitig entstanden die Kindergärten Hasenfeld, Rotkreuz, Augarten, Weiler und Brändle. Für die älteren Mitbürger wurde mit dem Altersheim Hasenfeld eine schöne Wohnstätte geschaffen. Zur Freude der Jugend und der Sportler wurde das Sport- und Erholungszentrum mit Parkbad, Tennisplätzen und Rheinhalle in Angriff genommen. Große Investitionen waren im weitverzweigten Straßennetz erforderlich. Eine wichtige Maßnahme für die Sicherung der Wasserversorgung stellte der Anschluss der Gemeinde an den Wasserverband Rheintal dar. Sein besonderes Augenmerk galt von Anbeginn der Abwasserbeseitigung. […] Daneben hat er mit Umsicht die Schaffung des Gemeindefriedhofes bewerkstelligt.“

Rückblick auf schwierige Zeiten

Robert Bösch erlebte in jungen Jahren, wie viele andere Lustenauer:innen auch, die Armut der Zwischenkriegsjahre und die durch den Zweiten Weltkrieg ausgelösten extremen Entbehrungen am eigenen Leib. In seiner Abschiedsrede vor der Gemeindevertretung erinnerte er wohl deshalb auch an die zuvor durchgemachten, schlechten Zeiten: „Ich bin nun 32 Jahre Mitglied der Gemeindevertretung und davon 22 Jahre Bürgermeister. Es war eine sehr schöne Aufgabe, mit Ihnen gemeinsam die Geschicke unserer Gemeinde über zwei Jahrzehnte lang zu gestalten, wir hatten das Glück, diese Aufgabe in einer sehr wohlständigen Zeit zu erfüllen, wir hatten es insgesamt leichter als Gemeindevertretungen vor uns, weil die wirtschaftliche Blüte eben jene Mittel in die Gemeinde fließen ließ, die, mehr als man dies je erträumen konnte, uns die Möglichkeit gaben, für das öffentliche Wohl Gemeinschaftseinrichtungen zu schaffen, die man sich früher nicht leisten konnte.“

K N-00835 Bitte noch ausschneiden Als sehr bürgernah regierender Bürgermeister führte Robert Bösch die FPÖ bei vier Gemeindevertretungswahlen zur absoluten Mehrheit.
K N-00840 bitte noch ausschneiden Robert Bösch war für seine Volksnähe und Geselligkeit bekannt, hier mit dem finnischen Botschafter.

Lob aller Fraktionen

Bei der Trauersitzung der Gemeindevertretung am 18. Jänner 1983, bei der Robert Bösch posthum die Ehrenbürgerschaft verliehen wurde, stimmte die Opposition diesem Schritt einhellig zu. So fand etwa auch Heinrich Kofler viele lobende Worte für den Langzeitbürgermeister: „Für uns als Mandatare der ÖVP wiegt aber genau so schwer wie alle sichtbaren Leistungen sein beständiges Bemühen, Brücken zu bauen zwischen jenen, die eine unselige politische Vergangenheit getrennt hatte und sein demonstrativ gelebtes Bekenntnis zur demokratischen Verfassung, das sich darin zeigte, dass er die Meinungen anders Denkender anerkannte und sie bei seinen Entscheidungen mitberücksichtigte.“ Und auch Walter Bösch bekundete im Namen der damals ebenfalls oppositionellen SPÖ-Fraktion seinen Respekt vor dem Charakter und Wesen des Verstorben und betonte wie sein Vorredner von der ÖVP das Engagement von Robert Bösch für einen respektvollen Umgang mit den jeweiligen politischen Gegner.

Robert Bösch, der als Jugendlicher eine Führungsposition in der Lustenauer Hitlerjugend innehatte, distanzierte sich später klar von den nationalsozialistischen Verbrechen und stellte in seiner Abschiedsrede vor der Gemeindevertretung fest, „dass es [..] gemeinsam gelungen ist, eine dörfliche Gemeinschaft zustande zu bringen und zu pflegen, in der jeder wieder mit dem anderen reden kann und dass man politische Differenzen, die man im Bezug auf die Gestaltung des Gemeinwohls hat, dort austrägt, wo sie hingehören und zwar in das Gemeindeparlament.“

Die Überwindung der lagerpolitischen Gräben und Verletzungen, die für lange Jahrzehnte die Gemeinde geprägt hatten, waren für Robert Bösch und den Großteil seiner Generation ein großes Anliegen. Dies verdeutlichen auch seine weiteren, hier folgenden Abschiedsworte, mit denen der Artikel schließt: „Wir sollen einander schätzen und uns untereinander zusammenfinden, um eben Gemeinschaft zu pflegen. Wir dürfen heute froh sein, dass wir noch ein Dorf sind, dass sich die Menschen überall treffen, sich unterhalten und miteinander reden. Ich glaube, das ist ein großer Gewinn und ich möchte wünschen, dass es auch weiterhin so bliebe.“