News Staldeneiche hinterlässt Lücke im Ortsbild 16. April 2014

Staldeneiche

Am frühen Morgen des 7. April musste die 150 Jahre alte Staldeneiche schräg gegenüber des Feuerwehrhauses, nachdem sie der Länge nach auf die Staldenstraße gefallen war, von der Feuerwehr Lustenau gesichert und von der Straße entfernt werden. Über fünf Generationen von LustenauerInnen hat der mächtige Baum mit 4,70 m Stammumfang auf ihren Wegen begleitet. Die im Privatbesitz stehende Eiche war von einem Pilz befallen, der wahrscheinlich durch eine Wurzelbeschädigung beim Bau der Staldenstraße in den 50-er oder 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts verursacht wurde. Bei dem Pilz handelt es sich um den Wulstigen Lackporling (Ganoderma adspersum), der im Laufe der Zeit den Großteil des Stammfußes befallen hat.

Holzzersetzung durch den Wulstigen Lackporling

Staldeneiche Dendrochronologe Klaus Pfeifer und Bauhoftischler Hubert Gögl schneiden einen Probekeil für die Jahrringbestimmung.

Der Lackporling ist ein Weißfäuleerreger bei Bäumen. Er kommt hauptsächlich im Bereich der Wurzeln und des Wurzelstockes vor. Bei der Weißfäule kommt es im Holz zum Abbau von Lignin – die holzbildende Zellulose bleibt dagegen erhalten und somit auch lange Zeit die Zugstabilität des Restholzes. Meist wird der Baum, wie wahrscheinlich auch in diesem Fall, durch Wurzelverletzungen infiziert. Ist der Baum vital, breiten sich der Pilz und die Holzzersetzung nur relativ langsam aus. Bei fortgeschrittenem Holzabbau im Wurzelstock kommt der Pilz zwischen den Wurzelanläufen nach außen und seine Fruchtkörper werden sichtbar.

Ein Naturdenkmal als Geschichtebuch

Staldeneiche Das Naturdenkmal Staldeneiche im Herbst 2010

Bäume sind einmalige historische Archive aus deren Jahrringen interessante Begebenheiten abgelesen werden können. Aus diesem Grund wurde mit Einverständnis des privaten Baumbesitzers durch den Baumringspezialist Klaus Pfeifer eine genaue Altersbestimmung vorgenommen. Das Ergebnis belegt, dass der Jungbaum im Alter von ca. 3 Jahren im Jahr 1868 vor das Rheintalhaus in der Staldenstraße 5 gepflanzt wurde und dass der Baum im Alter von 11 Jahren eine Stammverletzung erlitt. Die Mittelschule Kirchdorf wird für den Naturkunde- und Geschichtsunterricht eine Stammscheibe mit mehr als einem Meter Durchmesser bekommen.

„Öffentliche“ Bäume der Gemeinde sind in einem eigenen Baumkataster erfasst, der laufend ausgebaut wird und mittlerweile die meisten größeren Bäume an öffentlichen Straßen, bei Gebäuden und Anlagen, aber auch im Erholungsgebiet Alter Rhein umfasst. Diese Bäume werden regelmäßig fachmännisch auf ihre Verkehrssicherheit überprüft und Gefahren- oder Dürrholz entfernt. Von den derzeit erfassten 1.200 Gemeindebäumen mussten 2013 lediglich sechs schadhafte Exemplare zur Fällung empfohlen werden.

Baumdaten:

Baumart: Quercus robur - Stieleiche
Stammumfang: 470 cm
Höhe: 22 m
Kronendurchmesser: 12 m
Baumalter: 150 Jahre laut Jahrringzählung (Keimung um 1865)