News Textilien mit Zukunft 18. Februar 2020

Er ist Vorarlberger Unternehmer des Jahres 2018, Innovationspreisträger und hat die Textiltechnologie zukunftsweisend weiterentwickelt: der Lustenauer Günter Grabher. Die von ihm gemeinsam mit den Mitgliedern der Smart-Textiles Plattform Austria entwickelten stickereibasierten Textilien kommen in der Medizintechnik, der Automobil- und Flugzeugindustrie und in vielen anderen Anwendungen zum Einsatz. Im Millennium Park hat er ein Labor eröffnet, wo Unternehmen gemeinsam forschen und Prototypen herstellen können.

Günter Grabher Foto4a Günter Grabher führte Bürgermeister Kurt Fischer durch das Smart Textiles IoT Lab im Millennium Park.

Labor für gemeinsame Entwicklungen

1995 startete er in die Selbständigkeit, mittlerweile führt er eine Vielzahl von spezialisierten Firmen im Bereich Textilveredelung und -technologie und leitet die größte Forschungs- und Unternehmensvereinigung für smarte Textilien. Sein jüngster Coup ist das Smart Textiles IoT Lab im Millennium Park dies ist zugleich auch die neue Heimat der Smart-Textiles Plattform Austria.

Hier zeigt er Produkte, die für Weltfirmen wie Google, Red Bull oder Microsoft entwickelt wurden, und lädt andere UnternehmerInnen ein, sich zu vernetzen und gemeinsam neue Produkte und Anwendungen zu entwickeln. Grabher stellt dafür sein internationales Fachpersonal zur Verfügung.

Im Showroom erwarten die Besucher jede Menge innovativer Produkte, die man nicht oder nur im Entferntesten mit Stickereien im herkömmlichen Sinn in Verbindung bringt: zB ein Herzklappenimplantat mit gestickten Sehnenfäden oder Kindersitze mit Sensoren, die Alarm geben, wenn das Auto geschlossen wird, sich das Kind aber noch im Sitz befindet. Mit Gasen behandelte Textilien machen diese zB permanent flammfest, eine wichtige Funktion im Sicherheitsbereich. Smarte Boxen mit einem gestickten Gewebe kündigen an, wenn der Inhalt der Box (zB Schrauben) sich dem Ende zuneigt und deshalb nachbestellt werden muss.

Günter Grabher Foto1 Wirtschaftsgemeinderat Patrick Wiedl, Angelika Grabher, Plasmaphysiker Dr.Gaffar Hossain, Enrico Grabher, Bürgermeister Kurt Fischer, Mario Zelic, Günter Grabher, Lab-Leiter Benjamin Poredos und Danijela Savic

„Fühlender“ Computer aus Lustenau

Herzstück des Labors ist eine Karbon-Kugel mit spezieller künstlicher Intelligenz: Hier erwartet die Besucher bald der erste „fühlende Computer“, auf den via Smart Textiles menschliche Emotionen übertragen werden, sein Name L.U.C.E.S.S. steht für „Lustenauer Computer Emotion Sensor Systems“.

Das Smart-Textile-Lab befindet sich aus gutem Grund im Millennium Park, so Günter Grabher: „Im Bereich Mikroelektronik, Übertragungstechnologie und Datenauswertung braucht man unterschiedliche Kompetenzen. Wir haben branchenübergreifend viele hervorragende Firmen, das macht Kooperationen extrem spannend.“

Messung von Vitaldaten wie Atem- und Herzfrequenz

Riesiges Potenzial für die Wirtschaft hat die Erfassung und Messung von Vitaldaten, zitiert Günter Grabher Apple-Chef Tim Cook, hier seien die smarten Textilien ausgezeichnete Informationsträger: Das weltweit erste waschbare smarte T-Shirt Qus wurde für die österreichische Firma sanSirro entwickelt. Über spezielle Sensoren lassen sich zur Trainingsoptimierung Herz- und Atemfrequenz, Kalorienverbrauch und andere Vitaldaten erfassen.

Innovationen aus dem IoT-Lab

Günter Grabher Foto3 Ein Herzklappenimplantat mit gestickten Sehnenfäden
Günter Grabher_Foto2 Sensoren geben Alarm, wenn das Auto geschlossen wird, sich das Kind aber noch im Sitz befindet. Seit 2019 Pflicht für jedes italienische Fahrzeug.

Einsatz in der Reha- und vorbeugenden Medizin

Vielfach eingesetzt werden smarte Textilien in der Medizin: So misst eine Spezialsohle die Druckverteilung am Fuß und kann exakte Daten für den richtigen Gang oder medizinische Hilfen liefern. Bettlaken geben Auskunft über etwaige Nässe oder ob der Patient sich noch im Bett befindet. In anderen Produkten, etwa einem Unterleibchen, messen Sensoren die Herzratenvariabilität (Unterschiedlichkeit der Herzschläge) und Atemfrequenz, was wiederum Rückschlüsse auf den Stresslevel ziehen lässt und in der Burn-Out-Vorbeugung eingesetzt wird. Auch Vorhofflimmern als Hinweis auf einen drohenden Schlaganfall oder Infarkt kann mit smarten Textilien erkannt werden.

Kindern Lust auf Technik machen

Ein eigens produziertes Starterkit erklärt auf leichte Art, wie Textilsensoren funktionieren, dieses Paket könnte man gut in Schulen einsetzen, im Werkunterricht oder in naturwissenschaftlichen Fächern. „Es ist wichtig, dass wir Kindern und Jugendlichen Lust auf das Entdecken und Forschen machen, sie sind die dringend gesuchten Fachkräfte von morgen“, betont Günter Grabher. Das Starter Kit soll bei der langen Nacht der Forschung am 8. Mai der Öffentlichkeit vorgestellt werden.