News Verborgene Talente entdecken 19. April 2021

In Lustenau haben syrische Menschen eine neue Heimat gefunden. Durch den Krieg haben sie alles verloren. Kein Grund, hoffnungslos zu sein, finden sie. Drei Familien erzählen, von ihren Schicksalen und wie es ihnen heute geht.

Foto 3 Familie Jouma Familie Jouma aus Syrien geht’s gut in Lustenau. Adham (18), Arif (49), Aliya (52) und Mohammed (23) erzählen von ihrem neuen Leben.

Arif Jouma strahlt übers ganze Gesicht. Der 49-jährige kommt nach einem langen Arbeitstag von der Baustelle nach Hause. Sein fröhliches Auftreten ist ansteckend. Glücklich erzählt er von der Arbeit, die er in Wolfurt gefunden hat, seinen Arbeitskollegen und wie dankbar er sei, dass seine Familie und er in Sicherheit seien. Zu Hause in Syrien habe er eine Olivenbaumplantage bewirtschaftet und Olivenöl erfolgreich bis nach Europa exportiert. Von Syrien über den Libanon, nach Griechenland und dann in die restlichen europäischen Länder. „Wir hatten über 20.000 Olivenbäume, zwei Traktoren, zwei Pick up’s. Es ging uns gut. Jetzt ist alles zerstört, die Bäume wurden gerodet und mein gesamtes Hab und Gut ist weg“, sagt er. Für einen kurzen Gedankenmoment ist die Familie wieder zu Hause in Syrien, auf ihrem Hof. Doch Arif fasst sich und erzählt von den Sprachen, die er durch seine Berufserfahrung in fremden Ländern gelernt hat. Neben Kurdisch, Arabisch, Türkisch, Griechisch und Englisch spricht er jetzt auch Deutsch. „Alle meine Kinder können drei bis vier Sprachen“, so Jouma. Dann berichtet er von dem Gespräch mit seinem Chef und dass dieser ihm ab nächsten Monat eine Fixanstellung zugesagt habe.

Vielfalt als Gewinn

Foto1 Midya Alow mit Kindern Die Pädagogin Midya Alow (29) spricht sehr gut Deutsch und weiß, wie wichtig es ist, die Sprache des Landes zu beherrschen. Ihre Kinder Judi (6) und Znar (5) besuchen den Kindergarten.

Auch Midya Alow (29) kommt aus Syrien und wohnt mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Kindern in Lustenau. Sie hat Pädagogik studiert und wäre in Syrien Volksschullehrerin, wenn nicht der Krieg ausgebrochen wäre. „Ich fühle mich hier wohl“, sagt sie. Ihre Tochter Judi (6) war bei ihrer Ankunft damals ein Jahr, mit dem Sohn Znar (heute 5) war sie schwanger. „Ich habe gleich begonnen Deutsch zu lernen.“ Denn nur wenn man die Sprache des Landes beherrsche, könne man Anschluss zu anderen Menschen finden. Mittlerweile hat sie am WIFI das Sprachlevel B2 erfolgreich absolviert und vergangenen Monat den Führerschein gemacht. „Da die Miete unserer Wohnung sehr hoch ist, muss ich arbeiten“, so Alow. Bis jetzt habe die studierte Bachelor-Pädagogin jedoch nur Absagen erhalten. „Es wäre schön, wenn ich mit meiner Ausbildung in einem Kindergarten oder einer Spielgruppe arbeiten könnte.“ Auch als Assistentin in einer Volksschule könnte sie ihre Fähigkeiten gut einbringen.

Leben in Lustenau

Foto 2 Mohammad Mohammad Mohammad (28) arbeitet hochmotiviert, um seiner Familie eine neue Wohnung zu ermöglichen.

2015 suchte man händeringend nach Quartieren zur Aufnahme von geflüchteten Menschen. Lustenau öffnete deshalb das leerstehende Erdgeschoss des Seniorenhauses Schützengarten und brachte syrische Asylwerber dort unter, unter ihnen auch Arif und Mohammad. Insgesamt sind in Lustenau 388 Menschen als Konventionsflüchtlinge anerkannt oder subsidiär schutzberechtigt und leben, arbeiten und lernen hier. Von den 18 syrischen Männern im Schützengarten wurden alle als Konventionsflüchtlinge anerkannt, den einen oder anderen trifft man mit seiner Familie beim Einkaufen oder bei der Arbeit. Die Fachstelle für Zusammen.Leben informiert und berät diese Menschen im Alltagsleben, bei Themen wie Gesundheit, Schule, Bildung und Arbeitsmarkt und koordiniert das Freiwilligen-Netzwerk „Dô sin“.