News Videokünstlerin Hanna Schaich zeigt Eindrückliches in der Galerie Hollenstein 7. November 2017

Hanna Schaich

Am Freitag eröffnet in der Galerie Hollenstein die erste Einzelausstellung von Hanna Schaich in Vorarlberg. Die in Bregenz geborene und in Berlin und New York lebende Künstlerin verhandelt in „a walk down memory lane“ („Eine Reise in die Vergangenheit“) Persönliches. Im Rahmenprogramm sind die Künstlerin und Psychologin Birgit Severin aus Berlin und der mit Sound arbeitende und derzeit im Österreichischen Kulturforum in New York ausstellende Vorarlberger Karl Salzmann eingeladen.

Persönliches als Ausgangspunkt

Der künstlerischen Arbeit von Hanna Schaich liegt eine kompromisslose, berührende Offenheit zugrunde. Im Zentrum ihrer Videos, Fotografien und Performances steht die Auseinandersetzung mit ihrem innersten Ich und der Versuch, von hier aus Brücken zur Außenwelt zu schlagen und in einen Dialog mit anderen zu treten. Für ihre Ausstellung in der Galerie Hollenstein konzipierte die Künstlerin eine sehr persönliche Zusammenstellung von Videoarbeiten und Zeichnungen aus den letzten Jahren, die sie mit Objekten aus ihrer familiären Geschichte kombiniert. An den Beginn der Ausstellung stellt Schaich den frisch geschnittenen Ast einer Bregenzer Linde als Symbol eines romantischen Heimat-Begriffs: „Die Linde steht einerseits für Heimat, für den Balanceakt des Lebens und die Zusammenkunft. All diese Attribute sind in der Ausstellung vertreten und mir war es wichtig, etwas Organisches im Raum zu haben. Linden werden oft über 500 Jahre alt, mit entsprechend langer Geschichte, somit steht sie für Biografien und Erinnerungen. Wichtig für mich war, dass der Baum von (m)einem (Heimat)Berg kommt, denn in der Höhe verändert sich die Perspektive und alles relativiert sich.“

Video als Format

Suche nach Heimat, nach Identität, Sehnsucht und Melancholie durchziehen auch die Videoarbeiten von Schaich, die eine aufmerksame Beobachterin ist: Der Blick ihrer Kamera richtet sich auf die Orte und Städte, an denen sie als international ausstellende und arbeitende Künstlerin Halt macht, auf Menschen und Tiere, denen sie begegnet, auf Erinnerungen, die sich zu einer Biografie formen und auf den eigenen Körper als Schnittstelle zwischen dem Ich und der Welt. „Der analytische, reduzierte Tonfall, mit dem sie auf sprachlicher Ebene ihre poetischen Bildmotive kontrastiert, schafft Distanz und verstärkt das Gefühl von Einsamkeit und Isolation, das ihr Werk durchdringt. Umso berührender sind diejenigen Momente, die es vermögen, dies zu durchbrechen und eine tatsächliche, völlig schutzlose Nähe zu erzeugen“, skizziert Galerieleiterin Claudia Voit die Ausstellung. Hann Schaich sucht ausgehend vom Autobiografischen Perspektiven, Bilder und Handlungsanleitungen, die eine künstlerisch übergreifende Faszination ausüben: „Diese ermöglichen, eigene Ebenen und eigene Geschichten darin zu sehen und so mit den Arbeiten eine Beziehung aufzubauen. Die Arbeiten kreisen um Bedürfnisse und Träume, Hoffnungen und um Strategien, Auswege zu finden aus oftmals monotonen und tristen Lebenswirklichkeiten. Was hält uns? Was hält uns auf? Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Welche Sehnsüchte bleiben unerfüllt und wie wahrt man dabei seine Würde?“

Erweiterung um Performance und Kooperationen

Hanna Schaich Die Ausstellung ist eine künstlerische Reise in die Vergangenheit von Hanna Schaich. (Fotos Schaich)

Ihr Medium Video erweitert Schaich, die sich im Rahmen eines Arbeitsaufenthalts in New York im letzten Jahr intensiv mit Performance beschäftigt hat, in der aktuellen Ausstellung um den Einsatz von performativen Elementen. Mit Birgit Severin und Karl Salzmann lädt die Künstlerin außerdem zwei Gäste zur Zusammenarbeit für ein spannendes Rahmenprogramm ein: „Die Live Performance, in der ich oft das Medium Video verwende, erweitert für mich die Dimension, macht den Körper zum Körper im Raum und schafft somit neue Ebenen, Kontexte, Handlungsabläufe und Beziehungen. Kollaborationen sind mir sehr wichtig, da dadurch Werke erweitert, kontrastiert oder aus einer anderen Perspektive betrachtet werden können. Birgit Severin beleuchtet das Innere von der wissenschaftlichen Seite und wirft dazu Fragen auf, die im Kontext meiner Arbeiten neu gelesen werden können. Karl Salzmanns Installationen und sein Umgang mit Ton/Sound übte bei mir eine Faszination aus. Wir haben beide ein Standing in unseren Werken, aber unsere Offenheit und die Lust ins “Kalte Wasser zu springen” verbindet uns. Für mich sind das die besten Voraussetzungen, um eine gemeinsame Performance zu entwickeln, und das Beste aus uns beiden heraus zu holen.“

Hanna Schaich wurde 1986 in Bregenz geboren und lebt und arbeitet in Berlin und New York. Ihr junges, aber sehr konsequent und klug entwickeltes filmisches Werk wurde bereits in zahlreichen Gruppenausstellungen und auf Festivals in Deutschland, Österreich und den USA präsentiert.

„A walk down memory lane“

Eröffnung
Begrüßung durch Bürgermeister Kurt Fischer
Zur Ausstellung sprechen Hanna Schaich und Claudia Voit

Rahmenprogramm und Vermittlung
Sonntag, 12. November, 11 Uhr
„Erinnerungen, Emotionen und die Frage nach dem ICH.“
Vortrag von Birgit Severin (Künstlerin, Designerin und Psychologin, Berlin)

Freitag, 24. November, 18 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Hanna Schaich und Claudia Voit

Freitag, 1. Dezember, 18 Uhr
Künstlerinnengespräch mit Veronika Dirnhofer

Sonntag, 10. Dezember, 18 Uhr
Finissage mit Performance: Hanna Schaich mit Karl Salzmann

Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.