News Voranschlag 2016 durch die Gemeindevertretung beschlossen 21. Dezember 2015

Kurt Fischer lässt das Jahr Revue passieren

Bei der letzten Gemeindevertretungssitzung der Marktgemeinde am Donnerstag, den 17. Dezember wurde der Voranschlag für das Jahr 2016 mit den Stimmen der ÖVP und Liste Tekelioglu beschlossen (21:15 Gegenstimmen). Der Voranschlag umfasst die Budgetsumme von 80 Millionen Euro, für Investitionen sind 18,4 Millionen Euro veranschlagt.

Kennzahlen Voranschlag 2016 der Marktgemeinde Lustenau
• Budgetsumme 79.259.500 Euro
• Laufende Einnahmen 52.614.700 Euro
• Laufende Ausgaben 46.638.400 Euro
• Überschuss der laufenden Gebarung 5.976.300 Euro
• Frei verfügbare Mittel 3.060.800 Euro
• Gesamtinvestitionen 18.444.900 Euro

Verbindlichkeiten
• Gesamtverschuldung mit Leasing 65.535.600 Euro
• Gesamtschuldendienst netto 2.915.500 Euro
• Nettoneuverschuldung 1.785.600 Euro

Rekordinvestitionssumme

Finanzreferent Bürgermeister Kurt Fischer präsentierte das Zahlenwerk, das in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich ist: „Die Budgetsumme ist mit 80 Millionen Euro auf einem noch nie da gewesenen Niveau, das sind 23,5 % über dem Voranschlag 2015.

Hauptgrund ist das riesige Investitionspaket von 18,445 Millionen Euro, das wir für das nächste Jahr geschnürt haben. Man kann von einer Rekordinvestitionssumme sprechen, denn im Vergleich zum Voranschlag 2015 beträgt die Investitionssumme mit gut 18 Millionen fast das Doppelte vom letzten Voranschlag (86,5 % höher).“

Zu den Verbindlichkeiten

Jahrhundertprojekt Kanalisation Heuer wurde im Jänner mit der letzten Bauetappe zum Ausbau der Kanalsation begonnen. Ende 2016 wird das Jahrhundertprojekt abgeschlossen. (Foto Lukas Hämmerle)

„Der Netto Schuldendienst von 2.915.500 Euro geht um 14 % zurück und das, obwohl mit 4,3 Mio Euro weiterhin hohe Tilgungsraten bedient werden. Die Nettoneuverschuldung steigt nur um 1.785.600 Euro, obwohl vier Millionen Euro für den Kauf von weiterem Vermögen veranschlagt sind.

Die Verbindlichkeiten sind seit 2010 vor allem wegen Kanaldarlehen um ca 5 Mio gestiegen, gleichzeitig haben wir in diesem Zeitraum Liegenschaften in der Höhe von 20 Mio Euro erworben und insgesamt über 100 Mio investiert. „Trotz der Investitionssumme von 18,445 Millionen Euro ist es uns gelungen, die Gesamtverschuldung mit 65,5 Millionen Euro auf dem Niveau des Rechnungsabschlusses 2014 zu halten“, resümierte der Finanzreferent in puncto Verbindlichkeiten.

2016 werden vier Millionen Euro für den Kauf von Vermögen investiert

Stolz zeigte sich der Finanzreferent auf die Investitionen und Vermögenswerte der Marktgemeinde, die wesentlich zur guten wirtschaftlichen Entwicklung des Standorts beitragen: „Die Marktgemeinde Lustenau hat seit 2005 fast 150 Millionen Euro investiert, was besonders der lokalen Wirtschaft zugute gekommen ist.

40 weitere Millionen wurden in diesen Jahren für den Ankauf von Grundstücken mit einem Schwerpunkt auf Betriebsgrundstücke aufgewendet. Nächstes Jahr sind vier Millionen Euro für den Kauf von weiterem Vermögen veranschlagt, insbesondere für den Ankauf von Grundstücken im neuen Betriebsgebiet Heitere und im Zentrum.

Schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Für Euphorie sah der Bürgermeister jedoch keinen Anlass: „Der Überschuss der laufenden Gebarung geht stark zurück, fast 20 % gegenüber dem Voranschlag 2015 und sogar 30 % gegenüber dem Rechnungsabschluss 2014.

Die Hauptursachen dafür liegen in den negativen finanzpolitischen Entwicklungen, die die Marktgemeinde Lustenau kaum oder gar nicht beeinflussen kann: Einerseits die Steigerungen im Sozial- und Gesundheitsbereich, die sich trotz zusätzlicher Zuschüsse des Landes negativ auswirken und zweitens die schwierigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit kaum Wirtschaftswachstum und hoher Arbeitslosigkeit.

Negative Auswirkungen auf Österreichs Kommunen hat auch die Steuerreform: Damit verbunden sind massive Einbrüche für Gemeinden bei den Ertragsanteilen des Bundes. Diese stellen mit über 20 Millionen Euro die größte Einnahmenquelle der Marktgemeinde dar. Der Bund delegiert immer mehr Aufgaben an die Kommunen ohne Berücksichtigung im Finanzausgleich, zB bei der Kinderbetreuung, Bildung oder Schulgebäuden.“

Bürgermeister Kurt Fischer Wichtige Impulse werden für das kommende Jahr gesetzt. Bürgermeister Kurt Fischer

„Stolz bin ich auf die Investitionen und Vermögenswerte der Marktgemeinde, die wesentlich zur guten wirtschaftlichen Entwicklung des Standorts beitragen. Nächstes Jahr werden wir vier Millionen Euro für den Kauf von weiteren Grundstücken im neuen Betriebsgebiet Heitere und im Zentrum investieren. In der Heitere läuft das Umlegungsverfahren für ein 14ha großes Betriebsgebiet, das zu den attraktivsten im Rheintal zählen wird. Hier können in Zukunft neue Arbeitsplätze entstehen, ein ganz wichtiger Impuls für unsere Gemeinde.“

Antizyklisch in die lokale Wirtschaft investieren

„Umso wichtiger sind die Vermögenswerte, die Lustenau in den letzten Jahren geschaffen hat, um nun damit aus eigener Kraft wirtschaften zu können und den Wirtschaftsstandort zu fördern“, bekräftigte der Bürgermeister:

„Alleine in den Gebieten Millennium Park und Heitere hat Lustenau über 10 ha Betriebsgründe erworben. In der Heitere selbst läuft zur Zeit das Umlegungsverfahren für ein 14 ha großes, neues Betriebsgebiet, das zu den attraktivsten im Rheintal zählen wird.“

Hauptaugenmerk werde man auf die Beschäftigung legen: „Die Kommunalsteuer ist stagnierend, umso wichtiger ist es, den lokalen Betrieben, wo es geht, Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zu bieten und neue Firmen für den Wirtschaftsstandort Lustenau zu gewinnen, wie zB Ledon, Amann Kaffee und Soltech oder ganz aktuell die Firma „Kugelfink“ im Millennium Park.“

Größte Investitionen im Bereich Sicherheit und Bildung

neues Feuerwehrhaus Lustenau Das neue Feuerwehrhaus ist das größte Bauprojekt der Gemeinde für die nächsten Jahre.

Schon im ersten Quartal 2016 erfolgt der Spatenstich zum größen Bauprojekt der Marktgemeinde für die nächsten Jahre: Das neue Feuerwehrhaus in der Neudorfstraße wird eine moderne Drehscheibe für Sicherheit im Ort und wird als Einsatzzentrale bei Katastrophenfällen dienen. 4,5 Millionen Euro sind für die erste Etappe 2016 veranschlagt.

Der Zu- und Umbau der Volksschule Rheindorf startet im Frühsommer 2016, für die erste Etappe der grundlegenden Sanierung und Zubau sind 2016 2,8 Millionen Euro budgetiert. Einen Abschluss hingegen findet Ende 2016 das Jahrhundertprojekt Ausbau der Kanalisation, das seit 20 Jahren immer die größte Investition im Lustenauer Haushalt ausmachte. Für die letzte Etappe sind 2,3 Millionen Euro budgetiert.

Volksschule Rheindorf 2016 erfolgt die erste Etappe Sanierung und Erweiterung der Volksschule Rheindorf.

Im Ortsteil Rheindorf wird nächstes Jahr mit der umfassenden Sanierung und Erweiterung der Volksschule Rheindorf begonnen. Bürgermeister Fischer freut sich: „Zusammen mit dem Kindergarten Rheindorf, der Schülerbetreuung „Schüli“ und dem Pavillon entsteht dort ein veritabler Bildungscampus.“

Einen Fokus setzt Lustenau auch auf die Frühpädagogik. In den Kindergärten will man mehr Platz für 3-jährige Kinder schaffen und optimale Rahmenbedingungen auch für die 80 Kindergartenpädagoginnen bieten.

Soliden Kurs beibehalten

Auf die kolportierte Ablehnung des Voranschlags durch andere Fraktionen ging der Bürgermeister in seiner Rede ein: „Dass heuer in der Budgetdebatte auch kritische und vielleicht sogar laute und tiefe Töne kein so harmonisches Bild ergeben werden, ändert nichts an meiner Überzeugung, dass wir nach jahrelanger Einstimmigkeit auch in der Budgetbeschlussfassung auch weiterhin auf einem guten gemeinsamen Weg sind.

Weder im Finanzausschuss noch im Gemeindevorstand hat es konkrete Änderungsanträge gegeben – lediglich eine Budgetposition wurde auf Wunsch des Hochbaureferenten neu aufgenommen. Man darf also gespannt sein, mit welchen Argumenten man dem gemeinsam erarbeiteten Voranschlag die Zustimmung verweigert – wohl auch stark aus taktischen Überlegungen – das ist nicht außergewöhnlich, vielleicht nach den letzten Jahren noch etwas gewöhnungsbedürftig. Bei dem Abgesang mancher Parteien auf dieses Budget wird – wenn auch klug versteckt – ein Lied mitklingen – frei nach der Gruppe Queen: I want it all and I want it now … möglichst alles und möglichst alles gleich …

Im Widerspruch dazu werden wir – und das auch mit Recht – von allen Seiten hören, wie schwierig die finanzpolitischen Zeiten geworden sind und wie unsere Spielräume schwinden. Umso wichtiger ist es, dass wir auf Kurs bleiben. Wir wollen vieles erreichen, vieles planen und auch umsetzen – aber auf solider finanzieller Grundlage, möglichst viel aus eigener Kraft.

Freiheitliche begrüßen Investitionen, Kritik an Ausgabenpolitik

GR Martin Fitz Freiheitliche begrüßen Investitionen, üben jedoch Kritik an der Ausgabenpolitik.

Gemeinderat Martin Fitz nahm für die Freiheitlichen Stellung zum Voranschlag. Er begrüßte ausdrücklich die Vielzahl an Investitionen und hob jene im Bildungsbereich, die Fertigstellung des Kanals und im Bereich Sicherheit das neue Feuerwehrhaus als Einsatzzentrale für Katastrophen hervor.

Andere Bereiche sah Martin Fitz sehr kritisch. Mit dem vorgelegten Budget werde den Grundsätzen des sparsamen Wirtschaftens, eines langfristigen Abbaus der Verbindlichkeiten, maßvollen Anpassung der Gebühren, einer schlanken Verwaltung nicht entsprochen. Während der Rechungshof den damaligen Bürgermeister Hans-Dieter Grabher für dessen sparsame Verwaltung gelobt habe, würde diese unter Bürgermeister Fischer immer weiter aufgeblasen.

„Wir werden daher dem Budget nicht zustimmen, da einerseits für uns wichtige Finanzmittel im Budget fehlen und auf der anderen Seite Finanzmittel für Dinge vorgesehen sind, die wir so zum jetzigen Zeitpunkt nicht umsetzen würden. Zudem sehen wir keinerlei Reformschritte, um die stetig steigenden Ausgaben zu bremsen.“

Fitz sprach von einer Finanzplanung ohne Plan, dies sei nicht mehr länger akzteptabel und stelle einen Hauptgrund für die Ablehnung dar. Stillstand ortete Fitz auch bei der Standortpolitik und der Verkehrspolitik.

Grüne fordern Priorität bei Bildungsprojekten und mehr Umsetzungswillen ein

GR Christine Bösch-Vetter Grüne fordern Priorität bei Bildungsprojekten und mehr Umsetzungswillen ein

Gemeinderätin Christine Bösch-Vetter von den Grünen bezeichnete den Voranschlag als Zeichen einer guten Verwaltungspolitik in Zeiten schwieriger Rahmenbedingungen. Man vermisse aber den Weitblick, das Augenmaß und den Aufbruch. Bei einer Vielzahl von Konzepten fehle der anschließende Schritt in die Umsetzung.

So habe man jahrelang seitens der Grünen gemeinsam mit der SPÖ Druck bei der Zentrumsgestaltung gemacht. Seit dem sorgfältig aufbereiteten Zentrumsprozess mit vorliegendem Masterplan gehe nun nichts mehr weiter.

Ähnlich sei es auch in den Bereichen Kultur und Integration und Verkehr, wo man wertvolle Leitbilder und Konzepte erstellt habe, aber eine Umsetzung auf sich warten ließe. Im Bildungsbereich seien für dringend benötigte Betreuungsplätze für 3-Jährige zu wenig Mittel veranschlagt und beim Campus Rotkreuz fehle der Wille, mit Tempo die wesentlichen Frage, ob eine Schule neu gebaut oder das bestehende Gebäude saniert werde, zu lösen: „Das hat doch mit der viel gepriesenen Priorität für Bildungsprojekte nichts zu tun.“

Die Politik des Bürgermeisters sei konsensorientiert, dadurch komme es aber auch oft zu Verzögerungen: „Wir haben so viele gute Konzepte vorliegen, in vielen Bereichen sind jetzt einfach Entscheidungen in die eine oder andere Richtung gefragt.“

Gemeinden stehen vor schwierigen Aufgaben

Walter Bösch Dr. Walter Bösch von der SPÖ ging auf die schwierigen finanziellen Voraussetzungen und politischen Rahmenbedingungen ein.

Auch Dr. Walter Bösch von der SPÖ ging auf die schwierigen finanziellen Voraussetzungen und politischen Rahmenbedingungen ein. „Sie machen es den Gemeinden nicht einfach, ihre Aufgaben zu erfüllen“.

Sprengkraft sah er im Schuldenstand des Gemeindehaushalts und in der schwächelnden Kommunalsteuer als wichtige eigene Steuereinnahme. Das ständige Anwachsen der Ausgabenblöcke und das Sinken der frei verfügbaren Mittel würden ein grundsätzliches Überdenken der Budgetgestaltung erfordern.

Stillstand stellte Bösch bei der Zentrumsgestaltung fest: „Die bisherige Unmöglichkeit, ein echtes tragfähiges Entwicklungskonzept mit konkreten Zielsetzungen und Baumaßnahmen zu beschließen, hat Auswirkungen auf die Attraktivität der Gemeinde und bedingt eine Kaufkraftabwanderung, die ihresgleichen sucht“.

Walter Bösch verwies auf Lustenaus Chancen, im Zentrum mit einer Fußgängerzone und Investorenanreizen, Eindämmung des Verkehrs, Augenmerk auf die Bildungsoffensive oder auf die Ansiedelung von Handelsgeschäften wie Ikea. Aufgrund des jahrelangen Stillstandes beim Projekt Ortszentrum werde seine Fraktion dem Voranschlag 2016 aus grundsätzlichen Erwägungen nicht zustimmen.

Zustimmung von der Liste Tekelioglu

Gemeindevertreterin Ayse Tekelioglu von der gleichnamigen Liste hielt sich in ihrem Beitrag kurz und stellte der Budgeterstellung ein positives Zeugnis aus. Der Ablauf sei sehr gut organisiert und vorbereitet worden, Zahlen transparent und nachvollziehbar dargestellt worden. Auf konkrete Fragen und offene Punkte sei man in den Ausschüssen gründlich eingengangen. Ihre Hoffnung sei, dass alle Investitionen im finanziell und zeitlich geplanten Rahmen durchgeführt werden können.

„Es zahlt sich aus, auch in Krisenzeiten Impulse zu setzen“

Vizebürgermeister Walter Natter Der Voranschlag sei das Ergebnis sehr intensiver und konstruktiv geführter Verhandlungen mit allen Beteiligten aus Verwaltung und Politik.

Vizebürgermeister Walter Natter (ÖVP) schloss die Generaldebattenbeiträge ab. Der Voranschlag sei das Ergebnis sehr intensiver und konstruktiv geführter Verhandlungen mit allen Beteiligten aus Verwaltung und Politik. „Die Stimmung in Lustenau ist grundsätzlich sehr positiv und die Bürger von Lustenau leben sehr gerne in unserem „Dorf". Dies ist das Ergebnis einer gemeinsamen und sachorientierten Politik.“

Die Gemeinde wachse nach wie vor und in wenigen Jahren werde man die 25.000-Einwohner Marke überschreiten. Mit diesem Wachstum gingen auch zusätzliche An- und Herausforderungen einher, die man zu bewältigen habe. Einen Schwerpunkt sah der Vizebürgermeister in der zukünftigen Konsolidierung des Gemeindehaushalts. Lustenau habe die Krisenjahre wie alle anderen Gemeinden gespürt, durch richtige Entscheidungen jedoch gut gemeistert.

„Es war richtig und zahlt sich aus, auch in Krisenzeiten Impulse zu setzen und die Entwicklung voranzutreiben. Besonders wichtig sei die Stärkung des Wirtschaftsstandorts. „Ohne die starke Wirtschaftskraft in unserer Gemeinde können wir nicht weiter in die Lebensqualitäten investieren. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, die richtigen Entscheidungen vorzubereiten und zum Wohl der Bürger zu treffen.“