News 100 Jahre Frauenwahlrecht, Folge II 27. November 2019

LGB 9 Februar 1919 CVP Frauen

Am 16. Februar 1919 durften Frauen in Österreich das erste Mal wählen. Anlässlich des 100. Jahrestages wird im Foyer des Lustenauer Rathauses die Ausstellung „100 Jahre allgemeines Frauenwahlrecht“ von 25. November bis 12. Dezember 2019 gezeigt. Eine Artikelserie in drei Teilen geht im Gemeindeblatt auf die Entwicklung der politischen Situation der Frauen in Lustenau ein.

Politische Frauenorganisationen entstehen

LGB Ende März Frauen Großdeutsche Inserat der Großdeutschen im Lustenauer Gemeindeblatt vom 30. März 1919.

Die ersten unter die neuen Bestimmungen fallenden Wahlen waren jene zum Nationalrat am 16. Februar 1919. Wie damalige Analysen des Stimmverhaltens in Vorarlberg ergaben – Frauen wählten mit andersfarbigen Kuverts – überwogen bei den Frauen stark die Sympathien für die Christlichsoziale Partei. Eine der Ursachen hierfür mag neben der Fürsprache durch die jeweiligen Geistlichen wohl auch im Zugriff dieser Partei auf Organisationen wie die Marianische Jungfrauenkongregation und die katholischen Arbeiterinnenvereine liegen.

Wohl um aus dem liberalen Lager dem entgegenzusteuern, stand Ende März 1919 bei der „Vereins-Versammlung“ des Deutschen Volksvereins für Lustenau die „Gründung des Deutschen Frauen-Vereins Lustenau“ auf der Tagesordnung. Auch in Bregenz – dort bereits am 11. Jänner 1919 – Dornbirn, Feldkirch und Bludenz wurden Deutsche Frauenvereine gegründet. Zuvor hatte der Deutsche Volksverein in Lustenau schon am 25. Jänner eine „Frauen-Versammlung“ mit einem „sehr anziehenden, zeitgemäßen Vortrag, eigens für die Frauen und Mädchen berechnet“ angesetzt, um den weiblichen Teil der Bevölkerung als Wählerinnen zu mobilisieren.

 

Die Sozialdemokraten – sie waren ja die eifrigsten Vorkämpfer für das allgemeine Frauenwahlrecht – verfügten, wie die auf den 24. Februar 1919 angesetzte „Generalversammlung mit Neuwahl der Vereinsleitung der Sozialdemokratische[n] Frauen-Organisation Lustenau“ verdeutlicht, damals bereits über derartige Strukturen. Diese veranstaltete nicht nur am „Sonntag, 9. Februar [1919], abends 8 Uhr, im Saale ,zur Linde‘ eine Gemütliche Unterhaltung mit Gesang, Theater und Tanz“, sondern organisierte auch Ende Jänner 1919 eine „öffentliche Frauen-Versammlung mit Frau Duzia aus Innsbruck“ als einzige angekündigte Referentin zum Thema „Die kommenden Wahlen und das Volk“ im Gasthaus Sonne.